Titel Band 39 wird am 29. März bekanntgegeben

Diskussionen und Informationen zum 39. Abenteuer, das am 21. Oktober 2021 erschien.

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Christian
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Re: Titel Band 39 wird am 29. März bekanntgegeben

Beitrag: # 66144Beitrag Christian »

Nullnullsix hat geschrieben: 30. März 2021 02:35
WeissNix hat geschrieben: 30. März 2021 00:02 In dieser Fülle wirkt es bereits jetzt schon etwas abgegriffen... 8)
...zeigt aber auch, dass vermutlich lokale Redaktionen/Verlage beim Titel nicht wirklich Mitspracherecht haben, sondern es überall gleich lauten muss - und auch graphisch für alle Länder einheitlich aussehen...
Ein bißchen was scheint schon zu gehen. Vielleicht müsste der Verlag da etwas mutiger oder auch nur interessierter sein. Ich könnte mir vorstellen, dass die Übersetzer da weniger Schwierigkeiten haben, einen schönen Titel zu finden.

Beispiele für Abweichungen vom Original (teilweise aber nur marginal):

Band 38:
Die Tochter des Feldherrn (Holländisch)
Die Tochter des Gallierhäuptlings (Norwegisch)
Die Häuptlingstochter (Englisch)

Band 37:
Cäsars gestohlener Papyrus (Isländisch)
Der fehlende/verlorengegangene Papyrus(rolle) (Ungarisch, Englisch, Afrikaans)
Asterix und die Geheimnisse von Caesar (Chinesisch)

Band 36:
Asterix und die Männer des Nordens (Walisisch)
Asterix in Schottland (Chinesisch)
Asterix im Piktenland (Asturisch, Isländisch)

Und bei den Mundarten geht ja wohl ebenfalls alles ohne Scham.

Asterix und der Greif ist jedenfalls billig, platt und nicht ausgewogen klingend (die eine fehlende Silbe, wie hier schon jemand erwähnte?).

Christian
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methusalix
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Re: Titel Band 39 wird am 29. März bekanntgegeben

Beitrag: # 66145Beitrag methusalix »

Wenn ich das alles so lese fällt mir nur so ein , nämlich Kunstbanausen ;-)
Gruß Peter
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WeissNix
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Re: Titel Band 39 wird am 29. März bekanntgegeben

Beitrag: # 66146Beitrag WeissNix »

Nullnullsix hat geschrieben: 1. April 2021 01:53 Deshalb lasse ich den neuen Autoren auch mehr durchgehen: Sie müssen auf Basis des Geistes der Serie weitermachen, wie sie war, als sie übernommen haben und das schließt die Uderzo'schen Brüche zum 'originären Geist' -leider- mit ein.
Zumal die beiden ja vom Wohlwollen Uderzos abhängig waren, ob ihre Ideen auch so durchgelassen wurden; der nächste Band ist erstmals völlig unbeeinflusst vom zwar grossen, aber doch etwas <hüstel> altershalsstarrigen Meister.

Die Titelabweichungen, die uns Christian oben präsentiert hat, erinnern mich eher an Loriots Kernaussage zum Jodeldiplom: "Da hab ich was eigenes!" Und ich ergänze: Nicht zwingend auch besseres (wobei natürlich nicht auszuschliessen ist, dass in den ins Deutsche rückübersetzten Sprachen durchaus durch die eigenen Titel besondere Wortspiele/Erwartungshaltungen ausgedrückt werden konnten).
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
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Maulaf
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Re: Titel Band 39 wird am 29. März bekanntgegeben

Beitrag: # 66150Beitrag Maulaf »

WeissNix hat geschrieben: 1. April 2021 13:23 Zumal die beiden ja vom Wohlwollen Uderzos abhängig waren, ob ihre Ideen auch so durchgelassen wurden; der nächste Band ist erstmals völlig unbeeinflusst vom zwar grossen, aber doch etwas <hüstel> altershalsstarrigen Meister.
Hi,
wobei ja im Bericht zum nächsten Band steht:
"Zum allerletzten Mal hat Albert Uderzo seinen Einfluss und seinen genialen Humor in ein Asterix-Abenteuer eingebracht."
Das würde ich so interpretieren, dass der nächste Band noch nicht völlig unbeeinflusst von Uderzo ist,
viele Grüße
Gregor
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WeissNix
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Re: Titel Band 39 wird am 29. März bekanntgegeben

Beitrag: # 66151Beitrag WeissNix »

Er kann aber nicht mehr sein Veto geltend machen, wenn die Autoren diesmal das machen, was sie wirklich wollen. Ein Szenario musste Ferri ja mal nahezu komplett umschreiben und Conrad das schon halbfertig gezeichnete Album neu zeichnen, wenn ich das recht erinnere....

BTW, da hat der Autor bei dem "genialen Humor" wohl was verwechselt. Humor hatte Uderzo ja durchaus, aber "genial" war nur der von Goscinny.
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Re: Titel Band 39 wird am 29. März bekanntgegeben

Beitrag: # 66152Beitrag Hedonix »

Und da treffen sie wieder aufeinander, die verschiedenen Haltungen zu den einzelnen Abschnitten in der Asterix-Genese. Ich fühle mich gerade hin und her gerissen zwischen meinem inneren Asterix, der allen sagen will, sie sollen sich beruhigen, und meinem inneren Obelix, der freudig ruft "Geht's los? Geht's los?" und mit Genuss mitten rein springt in den Tumult. Ein letztes Zögern... Obelix gewinnt! :steinschlag:

Zunächst mal kann ich mir nicht verkneifen, wo wir doch grad bei unseren rein subjektiven Wahrnehmungen sind, zu betonen, dass ich tatsächlich nur einen recht begrenzten Qualitätsunterschied zwsichen der Gesamtheit der Goscinny-Bände, der Gesamtheit der Uderzo-Bände und der Gesamtheit der Ferri-Bände empfinde. Ja, ich bin sogar einmal, ist schon länger her, soweit gegangen, alle bis dahin erschienenen Bände zu benoten wie in der Schule und dann zu schauen, welchen "Noten-Durchschnitt" jeder der drei Autoren schaffen würde, und siehe da - es gab fast keinen Unterschied (Goscinni lag vorne, aber nicht viel)! Als ich mir das Ganze dann im Detail anschaute, fiel mir auf, dass die nicht so guten Goscinni-Bände aber meistens immer noch ok waren, während die Uderzo- oder Ferri-Bände, die mir nicht gefielen, meist richtig schwach waren. Hopp oder Topp also, während man bei Goscinny zumindest noch soliden Standard erwarten konnte, auch wenn er mal nicht so ganz getroffen hatte, und dieser Umstand verschaffte ihm am Ende einen kleinen Vorsprung vor den anderen beiden - und das war's. Dass er mehr Spitzenbände hatte, ergibt sich hingegen daraus, dass er auch insgesamt die meisten Bände hatte - wie gesagt, im Durchschnitt relativierte sich das dann in meiner Aufstellung.

Aber bevor sich jetzt einer mehr aufregt, als es nötig ist - ich selbst rechne solchen Tabellen keine allzu große Bedeutung zu. So wie eine Schulnote nie wirklich abbilden kann, wie gut ein Schüler tatsächlich ist, so ist auch dieses System unzureichend, zumal ich die Noten ja auch nur nach meinem eigenen, rein subjektiven Empfinden vergeben habe. Somit haben diese Zahlen also auch nur für mich selbst Gültigkeit - allen anderen können sie egal sein. Immerhin verdeutlichen sie aber meine persönliche Bewertung der unterschiedlichen Autoren, und deshalb habe ich die ganze Geschichte hier überhaupt erst erzählt.

Und ausgehend von dieser persönlichen, subjektiven Sichtweise sage ich zum Thema "Fabelwesen & Realismus" in Asterix-Bänden:

Dass Druiden alles mögliche können, ist gerade die Idee von Asterix, dazu gehört also alles, was Tränke usw. erreichen (nicht nur die Superstärke). In dieser Logik ist naheliegend, dass Fakire (sozusagen als indische Druiden) auf ihre eigene, technisch andersartige Weise letztlich das selbe können (Fliegende Teppiche!). Darin sehe ich nicht mal ansatzweise einen Logikbruch. Auch ein Schamane aus dem Regenwald hätte in der Asterix-Welt vergleichbare Fähigkeiten. So gesehen hat mich immer verwundert, wieso die Indianer in "Die große Überfahrt" nichts Vergleichbares hatten. Oder die Normannen. Oder die Pikten. Eigentlich wäre das logisch. Andererseits - wenn alle sowas hätten, dann müssten es auch die Römer haben, oder nicht? Nein, weil die Römer für Moderne und Zivilisation und Technik stehen, also für Wissenschaft. Deshalb haben sie keine Zauberei. Ihre "Zauberei" wird am deutlichsten in "Trabantenstadt", weshalb ich diesen Band auch besonders schätze. Gerade die verzauberten Eicheln, die am Ende über den Ruinen wachsen, vermitteln hier überhaupt erst die entscheidende Aussage: Natur (Druiden, Zauberei, einfaches Dorfleben) besiegt Kultur (Architekten, Sklavenarbeit bzw. Ausbeutung, Stadt)*. Gerade, weil es völlig unsinnig ist, eine Trabantenstadt mitten ins Nirgendwo zu setzen, als "Trabant" eines kleinen Dorfes irgendwo im Wald. Und Pikten (mit ihren Ränkespielen um die Anführerschaft), Normannen (die ja auch wissen/lernen wollen, was Angst ist, also letztlich "wissenschaftlich tätig" sind) und all diese Leute haben deswegen sowas nicht (wie gesagt, bei den Indianern hat sich mir das nie so ganz erschlossen, die hätten sowas eigentlich haben müssen). Auch Gallier nicht flächendeckend, deshalb hat ja auch Augenblix keinen Druiden und die Leute (nicht nur in Asterix' Dorf) fallen auf den falschen Seher herein. Und Inder auch nicht flächendeckend, die Zivilisation ist eben auf dem Vormarsch damals. Das alles erscheint mir also voll und ganz stimmig.

Und die Fabelwesen?
Geschichten wie "Der Gallische Frühling" zähle ich ehrlich gesagt nicht wirklich... das ist ja kein richtiges Album, es entstand zu einem anderen Zweck und in einem anderen Kontext.
Kleine Gags wie die sprechende Eule ("Unterhaltsamer Baum, hier geh' ich nie mehr weg!") oder der vieldiskutierte Drache sehe ich als nicht mehr als das, und wenn ich an die Eicheln denke, dann ist daran auch nichts Schlimmes - außer vielleicht, dass der Gag beim Drache nicht so vielschichtig funktioniert. Aber naja, das ist dann schon Jammern auf hohem Niveau. Ich weiß jedenfalls noch, dass ich besagte Eule als Kind super fand, und mir gefällt sie heute noch. Das Einhorn halte ich heute für überflüssig, aber wer weiß, ob nicht Kinder von heute in 30 Jahren sagen werden, wie cool sie es fanden? Meine Güte, es ist doch bloß ein kleiner Gag, es schadet nicht, weil es die Story nicht beeinträchtigt. Klar hätte man auch einen Bären nehmen können und klar kann man sich fragen "Musste das jetzt unbedingt ein Einhorn sein?" - aber man kann sich auch fragen: "Kommt es darauf wirklich an?" Für mich nicht. Und da sind wir wieder bei der Subjektivität, und die kann uns keiner wegnehmen und keiner schlechtreden - wer sich wirklich echt und ehrlich an dem Einhorn stört, für den tut's mir auch ehrlich und ohne jeden Spott im Tonfall leid. Aber vielleicht gibts eben auch Leute, die es cool finden, und bloß weil diese sich nicht mit ein paar Alt-Fans, die ihre Großväter sein könnten, in einem Forum darüber unterhalten wollen, heißt das ja nicht, dass sie nicht da wären oder dass ihre Meinung nichts zählen würde. Ich jedenfalls halte mich da mit einem Urteil zurück.

Was mich wirklich am meisten gestört hat an all den Fabelwesen ist tatsächlich Nessie (also Fafnie). Das passt überhaupt nicht, weil das echte Loch-Ness-Monster (naja, echt wohl am ehesten in " ", oder?) eben als ein Monster gilt, als was Gefährliches, meist wird damit ja ein Dinosaurier in Verbindung gebracht. Natürlich ist es eine Methode, es als nett und freundlich darzustellen, aber viel gibt das meiner Meinung nach nicht her, und dass es eine so große Rolle in der Geschichte spielt, ist auch neu**. Ich hätte es hier viel besser gefunden, wenn ein Fake-Nessie (ein Baumstamm oder so, am besten was, was tatsächlich mal für eine Fälschung benutzt wurde) aufgetaucht wäre (und gerne auch eine Rolle in der Geschichte hätte spielen dürfen, z.B. zum Erschrecken und Vertreiben der Römer oder so) und somit die "Tradition" der Nessie-Sichtungen bis heute erklärt hätte - und sie alle von Anfang an, seit Asterix' Zeiten, als Fälschungen "erklärt" hätte. DAS wäre klasse gewesen! Aber gut, hat Ferri nicht gemacht. Goscinny hätte es vielleicht getan, wer weiß?

So, und jetzt also der Greif - wie ich schonmal sagte: Immer mit der Ruhe, bis jetzt ist noch nichtmal sicher, ob es ihn in der Asterix-Welt wirklich gibt. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr denke ich, dass Ferri ihn wohl real machen wird. Der Titel jedenfalls stört mich nicht im Geringsten - erinnert mich ehrlich gesagt etwas an "Der Seher"!, keine Ahnung warum. Ich finde ihn auch nicht zu kurz. Und welche Rolle soll dieser Greif nun also spielen? Eine wie das "Steinöl" in "Die Odyssee", das den ganzen Band über gesucht wird, aber tatsächlich nur recht kurz am Ende mal auftaucht und dann plötzlich doch gar nicht so wichtig ist? Eine wie der fliegende Teppich, der eben benutzt wird und dafür auch nötig ist für das Funktionieren der Geschichte, der aber eigentlich nicht wirklich das Ziel der Handlung ist? Eine wie Nessie/Fafnie, als nettes/böses Monster, dass tatsächlich handlungstragend wird, mehr vielleicht noch als in Band XXXV? Sozusagen als Weiterentwicklung dessen, was Ferri damals angetestet hat? Ich habe keine Ahnung. Ein albenfüllendes Loch-Ness-Monster brauche ich ehrlich gesagt nicht, aber vielleicht ist es diesmal ja besser gemacht?

Jedenfalls sehe ich das bloße Auftreten solche Wesen nicht als Problem an, auch nicht als wirklich schwerwiegenden Bruch - wir haben ja schon gesehen, wie schwer es heutzutage ist, Leute/Völker zu karrikieren, ohne dass gleich wieder jemand beleidigt ist. Da ist das Ausweichen auf Fabelwesen vielleicht auch einfach nur ein Versuch, trotzdem eine Geschichte zu erzählen - und warum soll es keine gute sein? Weil Ferri noch nicht so viele gute hatte? Na, ob das nun an den Fabelwesen liegt, mag ich mal nicht beantworten, da könnte es viele Erklärungen geben, und außerdem könnte es ja trotzdem sein, dass diese Geschichte mal wieder gut wird, wer weiß. Außerdem ist ja nichtmal sicher, ob er wirklich nicht so viele gute Geschichten erzählt hat bisher - in Fan-Foren sind halt v.a. Alt-Fans unterwegs, aber was andere Leser meinen, zeigt sich ja letztlich eher an der Ladenkasse als in Forenbeiträgen.

Bleibt das Gefühl, dass Asterix "nicht mehr das ist, was es mal war", als noch keine Einhörner und fliegenden Kühe die Alben unsicher machten. Tja nun, da bleibt mir nur die Binsenweisheit der sich stetig ändernden Welt - wem's nicht gefällt, der soll die neuen Bände halt nicht lesen. Und wenn niemand sie mehr lesen würde (würde!), dann würde die Reihe ja auch eingestellt und man müsste sich nicht mehr aufregen. Aber das wäre genauso schade, als wenn Verleihnix plötzlich frische Fische verkaufen würde und man sich deswegen nicht mehr in die Haare kriegen könnte.

Oh Mann, ist das viel geworden - da bin ich ja mal richtig ins Philosophieren geraten. Beim nächsten Mal lasse ich wohl lieber wieder Asterix gewinnen...

________________________

*Deshalb finde ich auch so super von Goscinni, dass er am Ende Asterix und Miraculix darüber philosophieren lässt, ob sie den Fortschritt wohl jedes Mal so aufhalten können, und Miraculix meint: Nein! Und das ist doch gerade der "Realismus", den Nullnullsix (das Forenmitglied, nicht die Figur aus Band XXVI) so schätzt - wir wissen ja alle, dass die röm. Zivilisation sich in Wirklichkeit am Ende durchgesetzt hat (und wir wissen auch, dass das in der Summe nicht das Schlechteste für uns war, obwohl wir gleichzeitig auch spüren, dass wir dabei etwas auf dem Weg verloren haben - und um das zu sagen - und es dabei auch noch ein bisschen lustig zu machen, mit all den Gags, die sich aus der Idee mit den verzauberten Eicheln ergeben - hat Goscinny eben diese Eicheln eingeführt und das war genial! Das ist es wohl, was Erik meinte, als er sagte:
Erik hat geschrieben: 31. März 2021 18:42 Die Schwäche der - und im Vergleich zu den Goscinny-Bänden wahrscheinlich so ziemlich aller - jüngeren Asterix-Bände liegt jedenfalls meiner Meinung nach nicht in dem Einsatz solcher Elemente einschließlich des Auftritts von Fabelwesen begründet, sondern in der begrenzten Fähigkeit der Texter, damit eine durchdachte, stimmige, humorvolle, temporeiche und einigermaßen kanonische Geschichte zu erzählen, in denen Anspielungen und Karikaturen sich beiläufig flüssig einfügen ohne wie mit dem Holzhammer präsentiert zu wirken.
oder sehe ich das falsch? Jedenfalls glaube ich, dass das der Grund ist, warum in meiner persönlichen Bewertung auch die schwachen Goscinny-Bände selten wirklich schlecht sind. So gesehen stimme ich also schon zu, dass er ein besserer Texter war als seine Nachfolger, aber hey - wir können nicht alle genial sein, und wenn wir von vorneherein meinen "so einer kommt nie wieder" und es gar nicht erst versuchen, dann KANN ja auch nie ein neuer Texter mit ähnlichen Fähigkeiten kommen; deswegen ist das in meinen Augen also überhaupt kein Grund, nach Goscinny mit Asterix aufzuhören; das ist wie mit Kindern, die kommen auch in die Pubertät und nerven vielleicht manchmal, aber sie können eben auch nicht stillstehen, nicht wahr? Ich finde, das muss jeder abkönnen und da braucht man auch nicht drüber zu jammern! Und am Ende, im Alter, wenn die Kinder auch schon erwachsen sind, freuen sich die meisten Leute ja doch drüber, dass sie sie haben: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaf ... 50459.html).

**Ganz im Gegensatz zu den Viechern in Atlantis - die spielen eigentlich gar keine Rolle, sie sind nichtmal ein Gag. Sie sind einfach da, ohne Zweck (auch ohne Schaden, wie ich finde, aber dennoch - ohne Zweck)! Sie stören mich nicht, weil sie wie gesagt keinen Schaden anrichten, aber sie sind einfach ... sinnlos. DAS stört mich. Und dabei gehört dieser vielgescholtene Band tatsächlich zu meinen Lieblingsbänden, ich finde ihn über sehr weite Teile sehr gelungen. Aber das nicht. Aber wie gesagt, ich empfinde es auch nicht als Schaden, deshalb rege ich mich da nicht weiter drüber auf.
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Re: Titel Band 39 wird am 29. März bekanntgegeben

Beitrag: # 66158Beitrag WeissNix »

Hedonix hat geschrieben: 1. April 2021 16:43 ...wir wissen ja alle, dass die röm. Zivilisation sich in Wirklichkeit am Ende durchgesetzt hat (und wir wissen auch, dass das in der Summe nicht das Schlechteste für uns war...
Das haben wir alle spätestens vor einem Jahr realisiert, als kein Toilettenpapier aufzutreiben war :-D
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Zauberei und Hirnforschung

Beitrag: # 66161Beitrag Nullnullsix »

Hedonix hat geschrieben: 1. April 2021 16:43 (...) Dass Druiden alles mögliche können, ist gerade die Idee von Asterix, dazu gehört also alles, was Tränke usw. erreichen (nicht nur die Superstärke). In dieser Logik ist naheliegend, dass Fakire (sozusagen als indische Druiden) auf ihre eigene, technisch andersartige Weise letztlich das selbe können (Fliegende Teppiche!). Darin sehe ich nicht mal ansatzweise einen Logikbruch. (...)
Ich sehe da schon einen gewissen Logikbruch, weil es eben einen Unterschied macht, ob ein 'Zauber' in der 'Realität' eine ansatzweise Entsprechung hat (es gibt ja tatsächlich leistungssteigernde Substanzen, oder Haarwuchsmittel (...der Gallier) oder Dünger (Goten, Trabantenstadt)) oder eben nicht (durch Geisteskraft schwebende Gegenstände, wie eben der fliegende Teppich). Das eine ist nur eine graduelle Abweichung von der Realität, das andere eine prinzipielle.

Ich hatte aber letztens einen weiteren Gedanken, für den ich etwas weiter ausholen muss:

Hirnforschung find ich ja ein spannendes Thema. Dieser entsprechend, neigt unser Gehirn dazu, Regeln und Gesetzmässigkeiten zu erkennen (und zuweilen auch da zu konstruiieren, wo gar keine bestehen). Das führt zB dazu, dass jeder die Grammatik seiner Muttersprache beherrscht, aber die wenigsten wirklich auch die Grammatik-Regeln aufsagen oder erklären können - aber wir können sie benutzen, wir können sie sogar so gut anwenden, dass wir Wörter deklinieren können, die es gar nicht gibt. Und uns fallen Fehler auf, wobei wir zuweilen nicht mal sagen können, warum es falsch ist: Wir hören es und 'es fühlt sich nicht richtig an'.
Der Erwerb der Muttersprache funktioniert dabei schlicht dadurch, dass wir andere Menschen sprechen hören und dabei Gesetzmässigkeiten erkennen, die wir nicht bewusst benennen können, die aber gleichwohl im Hirn gespeichert sind.

Wenn ich jetzt zB (wie in meinem Post weiter oben) die Ruinen am Ende von Trabantenstadt als 'nicht richtig' empfinde, dann liegt es vermutlich daran, dass ich vorher x andere Asterix-Bände gelesen habe, mein Hirn aus denen (unbewusst) bestimmte Serien-Gesetzmässigkeiten gebildet hat und nun diese Ruinen als Bruch zu einer dieser 'Serien-Regeln' identifiziert. Daraus folgt, dass das, was ein Asterix-Leser als 'stimmig' empfindet, davon abhängt, welche Bände er als erstes gelesen hat, denn aus diesen hat sein Hirn die 'Serien-Gesetze' gebildet. Wessen Einstig in die Serie zB '~ im Morgenland' war, für den ist ein fliegender Teppich normaler Bestandteil dessen, was in der Asterix-Welt 'richtig' ist. Und wäre Trabantenstadt einer meiner ersten Bände gewesen, würden mich die Ruinen nicht stören.

Interessant wäre dabei tatsächlich mal, wieviele Bände man zur Bildung der Serien-Gesetze braucht: Zunächst werden ja 'neue' Elemente vom Hirn in die 'Gesetz-Bildung' eingebaut, später dann werden 'neue' Elemente als nicht stimmig empfunden. Wär mal interessant, ab dem wievielten gelesenen Band das kippt. Und ob es dabei individuelle Unterschiede gibt. Oder ob es auch davon abhängt, in welchem Alter man die ersten Asterixe gelesen hat, weil Hirnstrukturen und Lernprozesse ja in bestimmten Zeitfenstern besser, schlechter oder auch gar nicht mehr funktionieren (Sprache(n) zB lernt man als Kind problemlos und quasi automatisch, man muss nur viel mit ihr/ihnen in Berührung kommen. Als Erwachsener noch Fremdsprachen zu lernen, ist deutlich schwieriger: Je nachdem schafft man es vieleicht noch, in der Fremdsprache denken zu können, was die Sache erleichtert, aber irgendwann ist damit Schluss und dann kann man Sprachen nur noch so lernen, dass man sie im Kopf übersetzen muss...)
Eigentlich hätte was passieren müssen, als ich auf den Knopf drückte!
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Erik
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Re: Zauberei und Hirnforschung

Beitrag: # 66164Beitrag Erik »

Hallo,
Nullnullsix hat geschrieben: 1. April 2021 02:23Und bezüglich dieses, meines Empfindens/Verständnisses der Serien-Grundlagen hat Goscinny selbst -für mein Empfinden- nur ein einziges Mal dagegen verstoßen:

Am Ende von Trabantenstadt, als der Wald zwar wieder hergestellt war, aber einige Bäume auf noch sichtbaren Ruinen-Resten gewachsen waren.
was ich an dieser Äußerung interessant finde, ist, dass es auch für mich eine Szene gibt, die mich - aus ganz anderen Gründen - mehr als jede andere in den Goscinny-Bänden immer gestört hat und wo ich gedacht habe: die passt nicht in den Kanon. Es ist bei mir die Szene in "Lorbeeren", wo Obelix im Begriff ist, den Palast zu erstürmen und Asterix ihn zurückhält mit dem Argument, die Legionäre hier könnten sie mit ihren Waffen in Stücke hauen, die seien aus einem anderen Holz geschnitzt als die Legionäre daheim. An keiner anderen Stelle hat Asterix - bei Verfügbarkeit von Zaubertrank - Grund gesehen, sich vor den bewaffeneten Legionären zu fürchten. Hier aber wird dies in den Vordergrund gestellt. Die Wirkung des Zauebrtrankes wird plötzlich begrenzt. Gäbe aber Legionäre, die aus einem Holz geschnitzt sind, dass sie gegen den Zaubertrank ankämen, wäre das Dorf schon längst militärisch erobert. Diese Szene habe ich immer als "Bruch" mit einem Grundprinzip empfunden.
Nullnullsix hat geschrieben: 1. April 2021 02:23Bis dahin waren die einzelnen Asterix-Bände eigentlich immer so, dass Ausgangssituation und End-Situation so weit übereinstimmten, dass man die Bände im Prinzip in jeder x-beliebigen Reihenfolge lesen konnte.
Dass dies in eklatanter Weise nicht zutrifft, war - und ist bis heute - übrigens einer der wesentlichen Gründe, weshalb ich den (Goscinny-)Film "Asterix erober Rom" nie wirklich lieb gewonnen habe. Er kommt mehr wie eine Parodie von Asterix daher als sich als Teil in die Asterix-Welt einzufügen; das Ende, in dem Cäsar abdankt und sich Obelix auf die Insel der Freude teleportiert - aus der er zuvor verbannt worden war -, finde ich insofern indiskutabel. - Gleichwohl ist dieser Film in so ziemlich allen Umfragen (und ich meine, auch von den Meinungsäußerungen hier im Forum her) der beliebteste der Zeichentrickfilme. Das ist letztlich natürlich nur ein weiterer Beleg der unterschiedlichen Geschmäcker und Beurteilungsprioritäten.
Christian hat geschrieben: 1. April 2021 11:09Asterix und der Greif ist jedenfalls billig, platt und nicht ausgewogen klingend (die eine fehlende Silbe, wie hier schon jemand erwähnte?).
Joa, das mag wohl kein Meistergriff sein. Allerdings sind Silben auch nicht alles. "Gallien in Gefahr" hat mehr Silben und ist noch platter. Das französische Original "Der Himmel fällt ihm auf den Kopf" wäre nicht mal besser. Und sind Titel wie "Asterix in Spanien", "Asterix in Italien", "Asterix und Maestria" nun große Würfe? Die Asterix-Serie hat sich meiner Meinung nach zumeist nicht durch ihre herausragenden Titel ausgezeichnet. Insofern sehe ich "Asterix und der Greif" erstmal ganz gelassen. Auf den Inhalt kommt es an. Zum jetzigen Zeitpunkt bedauerlich ist, dass der Titel über den Inhalt quasi nichts aussagt. Aber das "Problem" besteht ja nur temporär und "es ist noch nicht aller Tage Abend", wie wir in fast jedem Asterix-Band auf der Heldenvorstellungsseite lesen. ;-)

Übrigens steht in der jüngsten Info-Epistula:
"Am 21. Oktober 2021 treten Asterix, Obelix und Idefix im 39. Band der Comicreihe zu einem neuen Abenteuer an. Gemeinsam mit dem wohl bekanntesten aller gallischen Druiden begeben sie sich auf eine lange und geheimnisvolle Reise, um eine überaus rätselhafte und furchteinflößende Kreatur zu finden ..."

Ob das aber wirklich aussagekräftig ist oder auch nur ein Werbetext, bleibt ungewiss.
Hedonix hat geschrieben: 1. April 2021 16:43und wenn wir von vorneherein meinen "so einer kommt nie wieder" und es gar nicht erst versuchen, dann KANN ja auch nie ein neuer Texter mit ähnlichen Fähigkeiten kommen; deswegen ist das in meinen Augen also überhaupt kein Grund, nach Goscinny mit Asterix aufzuhören;
Über das Thema Aufhören mit Asterix will ich hier gar nicht philosophieren. Aber ich denke schon, dass man nach vier Bänden von Jean-Yves Ferri bereits ein wenig beurteilen kann, was er vielleicht kann und was eben sehr wahrscheinlich auch nicht. Klar, man soll die Hoffnung nie aufgeben und auch "Asterix der Gallier" war noch nicht der ganz große Geniestreich. Aber von Ferri einen Asterix-Band auf Goscinny-Niveau zu erwarten, was die Entwicklung einer Geschichte und den unverkrampften Einbau von Anspielungen und Klischees angeht, halte ich nach den bisherigen Erfahrungen für utopisch. Gäbe es einen weiteren Texter-Wechsel, würde ich dem dann Neuen sicherlich offen gegenüberstehen. Nur eine gewisse Grundskepsis gegenüber einem Autoren, der schon mehrere schwache Bände, aber noch keinen wirklich guten hervorgebracht hat - so mein persönliches Fazit der Ferri-Werke -, stellt sich eben ein und ist, meine ich, auch legitim.
Nullnullsix hat geschrieben: 2. April 2021 03:16Wessen Einstig in die Serie zB '~ im Morgenland' war, für den ist ein fliegender Teppich normaler Bestandteil dessen, was in der Asterix-Welt 'richtig' ist.
Wie ich wohl schon das eine oder andere Mal in diesem Forum erwähnt habe, gab es bei meinem Einstieg mit Asterix 28 Bände - "Morgenland" mithin als jüngsten. Ich meine mich zwar zu erinnern, dass nicht dieser, sondern "Asterix auf Korsika" ganz oben auf dem Stapel lag. Jedoch habe ich alle Bände - mehmals nacheinander - in kurzer Zeit verschlungen ohne etwas von einem Texter-Wechsel auch nur zu wissen. Insofern haben in der Tat "Morgenland", "Sohn", "Graben" und "Odyssee" für mich von Anfang an zu Asterix gehört - wobei "Morgenland" damals sogar zunächst einer meiner Lieblingsbände war. Nur "Goten" habe ich zuerst immer nur "halb" lesen können, d.h. nur die in lateinischer Schrift geschriebenen Sprechblasen, weil ich die Fraktur als Kind nicht gut entziffern konnte. Deshalb ist mir dieser Band längere Zeit eher "fremd" geblieben. "Maestria", der dann alsbald erschien, war für mich damals eine Enttäuschung, weil ich die Geschichte als schwach empfunden habe. Seither war eigentlich jeder neue Band irgendwie enttäuschend.

Heute sehe ich natürlich schon einen gewissen Stilwechsel zwischen den Goscinny-Bänden und den Uderzo-Bänden. Wenn ich aber mal vom Qualitativen absehe - Uderzo konnte eben nicht so gut eine Geschichte erzählen und Anspielungen, Klischees, Gags einbauen wie Goscinny -, dann sehe ich gewisse Fortentwicklungen gerade bei einem Autorenwechsel tatsächlich als normal und legitim an. Sie müssen nur zur Serie passen. Deshalb sehe ich da keine "Brüche", sondern Änderungen in der verwandten Thematik, die ich für sich genommen akzeptieren kann.

Dazu sei noch angemerkt, dass auch für mich als "Späteinsteiger", für den "Morgenland" mit dem fliegenden Teppich schon immer zum Asterix-Kanon gehörte, das Auftreten von Außerirdischen in Bd. XXXIII etwas (nahezu) gänzlich Neues in der Asterix-Welt war (das "sagenhafte Fabelwesen vom Mars" war ja nur eine Jahrmarkt-Ankündigung, die "Händlerin der vier Jahreszeiten" nur eine mythologische Erzählung und die grünen Marsmenschen-Römer in den "Verbesserungsvorschlägen" nicht Bestandteil des Asterix-Kanons). Gleichwohl wäre ich davon nicht bereits im Ansatz abgestoßen gewesen, sondern hätte auch das als legitime Erweiterung der Asterix-Welt hingenommen. Das Problem war nur, wie vorerwähnt, dass damit keine gute Gesichte erzählt worden ist. Und ja, je exotischer der Handlungsrahmen, desto mehr muss sich dessen Wahl durch eine ideenreiche, stimmige und gut erzählte Geschichte rechtfertigen. So sehe ich es auch für eine Geschichte mit einem Greifen im Vordergrund. Das ist erstmal exotisch und muss durch eine gute Idee für die Geschichte und eine gute Umsetzung gerechtfertigt werden. Gelingt das, ist alles gut, gelingt es nicht, wird es eine weitere Enttäuschung in der 1991 mit Maestria begonnenen Reihe derselben sein.

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
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Re: Zauberei und Hirnforschung

Beitrag: # 66165Beitrag WeissNix »

Nullnullsix hat geschrieben: 2. April 2021 03:16 Ich sehe da schon einen gewissen Logikbruch, weil es eben einen Unterschied macht, ob ein 'Zauber' in der 'Realität' eine ansatzweise Entsprechung hat (es gibt ja tatsächlich leistungssteigernde Substanzen, oder Haarwuchsmittel (...der Gallier) oder Dünger (Goten, Trabantenstadt)) oder eben nicht (durch Geisteskraft schwebende Gegenstände, wie eben der fliegende Teppich). Das eine ist nur eine graduelle Abweichung von der Realität, das andere eine prinzipielle.
Wo wäre den eine entsprechende Substanz für einen Trank, der "unverwundbar macht", den es ja laut Miraculix (I, 19, 4) auch geben soll?
Erik hat geschrieben: 2. April 2021 12:02 ...dass es auch für mich eine Szene gibt, die mich - aus ganz anderen Gründen - mehr als jede andere in den Goscinny-Bänden immer gestört hat und wo ich gedacht habe: die passt nicht in den Kanon. Es ist bei mir die Szene in "Lorbeeren", wo Obelix im Begriff ist, den Palast zu erstürmen und Asterix ihn zurückhält mit dem Argument, die Legionäre hier könnten sie mit ihren Waffen in Stücke hauen, die seien aus einem anderen Holz geschnitzt als die Legionäre daheim. An keiner anderen Stelle hat Asterix - bei Verfügbarkeit von Zaubertrank - Grund gesehen, sich vor den bewaffeneten Legionären zu fürchten. Hier aber wird dies in den Vordergrund gestellt. Die Wirkung des Zauebrtrankes wird plötzlich begrenzt. Gäbe aber Legionäre, die aus einem Holz geschnitzt sind, dass sie gegen den Zaubertrank ankämen, wäre das Dorf schon längst militärisch erobert. Diese Szene habe ich immer als "Bruch" mit einem Grundprinzip empfunden.
Ich kenne das französische Original nicht und die dort verwendeten Ausdrücke, aber kann es nicht sein, dass Asterix Ausspruch eher eine überzogene Metaphorik darstellt und er einfach nicht mitten im Machtzentrum des Imperium Romanum sich mit der Elite desselben anlegen möchte? Denn das könnte ein Mass an Aufmerksamkeit und Ehrgeiz, nun doch ganz Gallien zu besetzen, erregen, der nur auf das Dorf zurückfallen würde?

Insgesamt ist mir aber diese Diskussion um letztlich nur einen Comic viel zu akademisch - letztlich lese ich Comics, um mich unterhalten zu lassen. Und da unterscheide ich vorrangig, ob der/den Autoren das gelingt oder eben nicht.
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Re: Zauberei und Hirnforschung

Beitrag: # 66166Beitrag Erik »

Hallo,
WeissNix hat geschrieben: 2. April 2021 13:06Ich kenne das französische Original nicht und die dort verwendeten Ausdrücke, aber kann es nicht sein, dass Asterix Ausspruch eher eine überzogene Metaphorik darstellt und er einfach nicht mitten im Machtzentrum des Imperium Romanum sich mit der Elite desselben anlegen möchte? Denn das könnte ein Mass an Aufmerksamkeit und Ehrgeiz, nun doch ganz Gallien zu besetzen, erregen, der nur auf das Dorf zurückfallen würde?
es wäre ohne weiteres möglich gewesen, eine andere und stimmige Erklärung für die Ablehnung von Asterix zu finden, einen Frontalangriff auf den Cäsarenpalast zu unternehmen. Hätte er z.B. gesagt: "Dann haben wir alle Legionen Roms auf den Fersen" oder "Damit bräche unser Dorf den Römischen Frieden", wäre das durchaus passend gewesen. Aber die Erklärung, dass man hier nicht unbeschadet an den bewaffeneten Palastwachen vorbeikäme, die sehe ich eben als unstimmig an. Und insoweit erkenne ich da auch keine Metaphorik, weil das eine Argument eben etwas ganz anderes ist als die anderen.

Gruß
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Re: Zauberei und Hirnforschung

Beitrag: # 66168Beitrag Nullnullsix »

WeissNix hat geschrieben: 2. April 2021 13:06 (...) Wo wäre den eine entsprechende Substanz für einen Trank, der "unverwundbar macht", den es ja laut Miraculix (I, 19, 4) auch geben soll? (...)
Erstens hab ich nicht den Anspruch für ALLE nur mal wo am Rande erwähnte Tränke eine Entsprechung finden zu müssen.

Zweitens würde ein solcher Trank in Kombination mit dem Trank, der übermenschliche Kräfte verleiht, die Gallier dermassen unbesiegbar machen, dass es schwierig wäre, überhaupt noch spannende Geschichten zu erzählen. Goscinny hat als Profi-Texter-Genie natürlich gewusst, und es entsprechend berücksichtigt, dass man solche Elemente sehr sparsam benutzen muss*. Und es hat ja auch Gründe, dass es bei Superman Krypotonit gibt, Benni Bärenstark zuweilen einen Schnupfen bekommt, Sigfried ein Lindenblatt zwischen den Schultern hatte, und überhaupt jeder irgendwo eine Achillesferse hat.

Drittens wäre ein Quasi-Pendant zum Unverwundbar-Trank zwar kein Trank, sondern eher eine (Wundheil-)Salbe, aber auch da gibt es Mittel - wenn auch, zugegeben, mit fragwürdiger Wirksamkeit, wie auch bei Haarwuchsmitteln (Band 1).

*Und Uderzo hat eben das nicht begriffen und geht gradezu verschwenderisch damit um. Grade Supermann, bzw. dessen Erfinder haben den richtigen Umgang mit Superkräften ja mittels Try-and-error mustergültig vor- und durchexerziert: Zu Beginn war Superman einfach nur besonders stark. Im Verlauf kamen immer mehr Superkräfte hinzu, aus vorher nur 'große Sprünge machen können' wurde die Fähigkeit, zu fliegen, der Röntgenblick kam hinzu, die Unverwundbarkeit usw. Dann merkte man, dass ein derart unbesiegbarer Held kaum noch Stoff für spannende Geschichten gibt, weswegen dann das Kryptonit 'erfunden' wurde. Goscinny hat das schnell gelernt (oder immer schon gewusst, was weiß ich!?) und berücksichtigt, dass auch für 'fantastische Elemente' in Geschichten gilt: Die Dosis macht das Gift: Ein bisschen Zaubertrank, kann man machen, aber ein übermässiger Gebrauch(!) solcher Elemente zerstört das Grundgerüst der Geschichte(n).
Eigentlich hätte was passieren müssen, als ich auf den Knopf drückte!
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Re: Zauberei und Hirnforschung

Beitrag: # 66169Beitrag Erik »

Hallo,
Nullnullsix hat geschrieben: 2. April 2021 18:03Im Verlauf kamen immer mehr Superkräfte hinzu, aus vorher nur 'große Sprünge machen können' wurde die Fähigkeit, zu fliegen, der Röntgenblick kam hinzu, die Unverwundbarkeit usw. Dann merkte man, dass ein derart unbesiegbarer Held kaum noch Stoff für spannende Geschichten gibt, weswegen dann das Kryptonit 'erfunden' wurde.
ich finde, der Vergleich zwischen Superheldencomics und Asterix und Obelix hinkt ein Bißchen, weil einfach das Genre ein anderes ist. Superheldencomics sind nicht darauf ausgelegt, in erster Linie lustig zu sein, sondern darauf, spannend zu sein. Dafür brauucht der Superheld immer einen ebenbürtigen - oder anfangs so erscheinenden - Gegner. Asterix und Obelix ist ein Semi-funny. Die Spannung steht nicht im Vordergrund, sondern der Humor. Das bedeutet zwar nicht, dass Geschichten langweilig oder uninteressant sein dürfen. Die Mittel, sie interessant zu machen, sind aber von vorneherein andere. Die Römer sind den Galliern gegenüber nie im eigentlichen Sinne ebenbürtige Gegner. Die Bedrohung für das Dorf erscheint selten furchteinflössend. Selbst die schrecklichen Normannen sind ja eher lustige Kollegen. Insofern würde ich auch nicht sagen, dass die Spannung, die in Asterix-Abenteuern gelegentlich aufgebaut wird, daher kommt, dass der Zaubertrank nicht unverwundbar macht. Die Verwundbarkeit der unbesiegbaren Gallier im Kampf spielt doch nur sehr selten eine Rolle. Und umgekehrt hat die vermehrte Thematisierung verschiedener Zaubertränke und deren Wechselwirkungen bei Uderzo als Texter die Gallier bei ihm auch nicht unbesiegbarer gemacht. - Dass man mit Zaubertränken trotzdem sparsam umgehen sollte und Goscinny es da auch nie übertrieben hat, bleibt natürlich trotzdem richtig. Das liegt aber daran, dass es mit zu vielen Zaubermitteln schwer wird, eine in sich stimmige Geschichte zu erzählen bzw. fortzusetzen. Wenn alles mit "Druiden-Magie" möglich ist, wo soll dann noch eine Herausforderung herkommen, solange nicht gerade der Druide ausgeschaltet wird?

Ganz nebenbei bemerkt: Der Trank von Spürnix aus "Goten", der ihn vorgeblich nur unempfindlich gegen Schmerzen macht, kommt einem Unverwundbarkeitstrank wohl schon ziemlich nahe. Denn Spürnix führt damit vor, wie er Pommes Frites mit bloßen Händen aus heißem Öl holen kann. Würde nur das Schmerzempfinden unterdrückt, würde er sich dabei massive Brandverletzungen zugezogen haben, was wohl kaum der Fall sein wird. Insofern macht der Trank ihn wohl tatsächlich - zumindest gegen diese Art von Verletzungen - unverwundbar.

Dass es im Kampf durchaus verlockend wäre, die beiden Tränke zu kombinieren, hatte ich mir schon früher mal gedacht. Allerdings wissen wir ja nun auch - wenn auch erst seit den Uderzo-Alben explizit - dass die Kombination mehrerer Tränke zumindest unvorhersehbar, letztlich damit aber auch gefährlich sein kann.

Gruß
Erik
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Re: Zauberei und Hirnforschung

Beitrag: # 66170Beitrag WeissNix »

Nullnullsix hat geschrieben: 2. April 2021 18:03
WeissNix hat geschrieben: 2. April 2021 13:06 (...) Wo wäre den eine entsprechende Substanz für einen Trank, der "unverwundbar macht", den es ja laut Miraculix (I, 19, 4) auch geben soll? (...)
Erstens hab ich nicht den Anspruch für ALLE nur mal wo am Rande erwähnte Tränke eine Entsprechung finden zu müssen.
So wie ich nicht den Anspruch habe, auf alle meine (einschliesslich rhetorischer) Fragen eine Antwort zu bekommen... ich schrub ja bereits, dass mir diese ganzen Diskussionen um des Galliers Bart sehr schnell zu akademisch werden.
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Re: Zauberei und Hirnforschung

Beitrag: # 66173Beitrag Nullnullsix »

Erik hat geschrieben: 2. April 2021 18:18 (...)
ich finde, der Vergleich zwischen Superheldencomics und Asterix und Obelix hinkt ein Bißchen, weil einfach das Genre ein anderes ist. Superheldencomics sind nicht darauf ausgelegt, in erster Linie lustig zu sein, sondern darauf, spannend zu sein. Dafür brauucht der Superheld immer einen ebenbürtigen - oder anfangs so erscheinenden - Gegner. Asterix und Obelix ist ein Semi-funny. Die Spannung steht nicht im Vordergrund, sondern der Humor. Das bedeutet zwar nicht, dass Geschichten langweilig oder uninteressant sein dürfen. (...) - Dass man mit Zaubertränken trotzdem sparsam umgehen sollte und Goscinny es da auch nie übertrieben hat, bleibt natürlich trotzdem richtig. Das liegt aber daran, dass es mit zu vielen Zaubermitteln schwer wird, eine in sich stimmige Geschichte zu erzählen bzw. fortzusetzen. Wenn alles mit "Druiden-Magie" möglich ist, wo soll dann noch eine Herausforderung herkommen, solange nicht gerade der Druide ausgeschaltet wird? (...)
Eben. Und so war der -dann doch nicht hinkende- Verweis auf die Superhelden-Comics gemeint: Eine Geschichte braucht immer ein gewisses Mass an 'Konfliktpotenzial'. Wenn sich alles -in der Serien-Logik- mit leichten Mitteln lösen liesse, kann man schlecht Geschichten erzählen. Und darin sind sich Superkräfte von Superhelden und Zaubertränke von Druiden gleich: Sie brauchen ihre 'Achillesferse'.
Eigentlich hätte was passieren müssen, als ich auf den Knopf drückte!
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