Erik hat geschrieben: ↑11. August 2023 13:54
...Bereits in dem Vorwort wird z.B. das Wort "Lernschwierigkeiten" nicht getrennt. Weshalb nicht? Über die Verwendung des Gender*Stars und die Frage von dessen Leichtigkeit wurde hier ja schon diskutiert.
Warum müssen Leute mit einer Rechtschreibschwäche ausgerechnet
"Legastheniker" heissen?
Erik hat geschrieben: ↑11. August 2023 13:54Ebenfalls wurde versucht, ungebräuchlichere Begriffe zu vermeiden....Höchst erstaunlich fand ich dann allerdings, dass eine Gallier aus den Pilzen ein "Omelett" machen wollen. Ist das ein einfacherer Begriff als "brauen"?
Man darf den Begriff
"Omelett" nicht mit dem Begriff "
brauen" vergleichen, weil das zwei völlig unterschiedliche Dinge beschreibt. Wenn, dann mit dem deutschen Begriff
"Eierkuchen" (laut Duden); und ich habe den Begriff
"Eierkuchen" mein Lebtag noch nicht gehört, hier sagen alle seit ich denken kann
"Omelett" zu diesem Gericht! Ich denke,
"Omelett" ist durchaus gebräuchlich und damit verständlich.
Erik hat geschrieben: ↑11. August 2023 13:54Ebenso erstaunlich fand ich, dass mehrfach die komplexe Wendung "Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung" im Vorwort vorkommt. Ist das nicht etwas schwierig zu erfassen für Leichte Sprache?
Viele aus der Zielgruppe sind davon betroffen oder haben regelmässigen Umgang mit diesem Personenkreis, hören das also oft. Die wissen, wovon da die Rede ist (das gilt übrigens auch für die ganz oben angesprochenen
"Lernschwierigkeiten").
Erik hat geschrieben: ↑11. August 2023 13:54Unfreiwillig komisch - jedenfalls aber inhaltlich kaum verständlich - wird es, wenn der Begriff "Hünengräber" mit "Gräber von Riesen" ersetzt wird (S. 25 bzw. 27). Mit einem Hünengrab assoziiert man eine konkrete Steinanordnung, die Hinkelsteine beinhaltet sowie ein typisches Monument (auch) aus dem keltischen/gallischen Raum darstellt und daher den griechischen Monumentalbauten gegenübergestellt werden kann. Weshalb aber hier Obelix "Gräber von Riesen" vermissen sollte, erschließt sich nicht, da diese eine entsprechende Assoziation nicht wecken können.
Hier wird der Grund darin liegen, dass die Zielgruppe aus einem
"Hünengrab" beim Lesen zu leicht ein
"Hühnergrab" machen könnte; und
"Dolmen" würde sich der Zielgruppe wohl auch kaum erschliessen. Ich vermute, die Zielgruppe macht es wie Leseanfänger und formt die Worte beim Lesen im Geiste mit - phonetische Ähnlichkeiten könnten da allzu leicht für Missverständnisse sorgen (ich hab mich zb als Kind in der Grundschule gefragt, was denn wohl
"Tee-Nager" für Tiere seien...
)
Erik hat geschrieben: ↑11. August 2023 13:54Es wird auch im Satzbau versucht, einfache Sätze zu bilden...So sagt Redeflus (S. 16 letztes Bild) fast wie im Original: "So ist das! Erst bekämpft man diese Leute, überfällt und tötet sie, besetzt ihr Land. Und dann drehen sie den Spieß einfach um." Im Folgenden ist zwar der lateinische Satz entfallen, aber Redeflus sagt: "Und nun, ihr Könige, hört auf mich ... lasst euch warnen, ihr Richter der Welt". In einer Fußnote wird erklärt, dass es ein Zitat aus dem Alten Testament ist. - Für Leichte Sprache scheint mir das aber schon ziemlich anspruchsvoll, die Bedeutung der metaphorischen Worte in die Comic-Geschichte zu integrieren. Auch wäre der Begriff "Bibel" leichter verständlich gewesen als "Altes Testament", jedenfalls für Nichtchristen.
Hier muss ich mutmassen: Vielleicht ist hier beim Transkript in leichte Sprache gar nicht soviel Wert auf den Inhalt gelegt worden, sondern eher als anschauliche Erklärung des für die Zielgruppe vielleicht doch eher versteckten Wortspiels im Namen
"Redeflus". Bei der
"Bibel" neige ich aber dazu, Dir zuzustimmen.
Erik hat geschrieben: ↑11. August 2023 13:54Fremdworte werden weithin vermieden. Statt Sesterzen heißt es Münzen, statt Zenturio Hauptmann, statt Ave "Heil Dir" und statt Tribun "oberster Offizier". Na gut, wenn es denn der Leichtigkeit dient, mag das seine Berechtigung haben. Man wundert sich nur, dass die Anrufungen von Mars, Jupiter, Merkur und Artemis belassen wurden. Bei Poseidon, Hephaistos und Herakles gibt es zumindest eine erklärende Fußnote dazu.
Eigennamen sind keine Fremdworte und werden daher auch in leichter Sprache so belassen.
Warum nun einige durch Fussnoten erläutert wurden, andere nicht, mag daran liegen, dass die einen vielleicht bekannter sind als die anderen. Die Zielgruppe für leichte Sprache ist nich per se dumm. Und immerhin ist das Transkript ja von vier Betroffenen gegengelesen worden, die vielleicht die nicht befussnoteten Götternamen durchaus verstanden, bei den anderen aber dann die jeweilige Fussnote erst veranlasst hatten.
Erik hat geschrieben: ↑11. August 2023 13:54...Sie ist nicht sinnentstellend und wenn sie - laut Vorwort ja von 4 lernschwachen Personen geprüft - für Personen mit sprachlichen Schwierigkeiten tatsächlich besser verständlich ist, ist damit durchaus etwas gewonnen. Man könnte durchaus erwägen, mehr Asterix-Bände auf diese Weise für die entsprechende Zielgruppe umzusetzen, so dass sie Freude an den Asterix-Comics gewinnen kann.
Hier stimme ich Dir vollumfänglich zu; fände ich wesentlich sinnvoller, als den x-ten Mundartband eines Albums. Es würde hier ein völlig neuer Leserkreis angesprochen, der das Angebot, wie die Abverkäufe dieser Nummer ja vermuten lassen, sicher dankbar aufnehmen würde. Damit würde man vielen Betroffenen sicher eher einen Gefallen tun, als sich immer neue, politisch noch korrektere Bezeichnungen für sie einfallen zu lassen...
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert, hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)