Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Allgemeine Themen, die etwas mit Asterix zu tun haben und Vorstellung aktueller Asterix-Hefte, -Filme und -Produkte.

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Comedix
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Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47795Beitrag Comedix »

21. Glaubst du, dass eine Neu-Übersetzung im deutschen Asterix möglich wäre? Ich denke da bspw. an "Asterix und Latraviata", das Abenteuer, das von vielen Lesern in seiner Übersetzung als der mit Abstand ungewöhnlichste empfunden wird.

22. Wie gut ist dein Draht zu Ehapa oder zum Verlag in Frankreich? Bist du da ein Übersetzer unter vielen oder hast du das Gefühl, dass dir durch Asterix eine besondere Stellung zukommt?

23. Die Franzosen sind manchmal ein wenig eigen, wenn es um Nicht-Franzosen geht, vor allem außerhalb des Pariser Einflussbereiches in der Provinz. Wirst du dort als Deutscher gesehen oder kennt man gar deine Arbeit für ein französisches Nationalheiligtum und hat dich deshalb besonders ins Herz geschlossen?
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KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47797Beitrag KlausJöken »

Zu der Frage:

"Aber werden denn die französischen Originaltexte aus den 60ern angepasst? Ich kann mit der Sprache Goethes auch nichts anfangen, aber deshalb schreibt doch (hoffentlich) keiner den Werther um![/quote]"

Die französische Sprache wird ja seit dem 17. Jahrhundert staatlich regelt von der Academie francaise und seitdem praktisch zementiert. Da bewegt sich nicht viel im Laufe der Jahrhundert.
Dagegen ändert sich das Deutsche rasant. Tut mir leid, wenn ich hier einige Illusionen zerstöre, aber ja, der Werther von Goethe wird ebenso wie alle schönen Klassiker aus dem 19. Jahrhundert nur noch in Versionen veröffentlicht, die in Orthograpie und Sprache angepasst sind (außer spezielle wissenschaftliche Ausgaben). Sonst sind die für den Nichtfachmann unlesbar.

Wie dem auch sei, an dem Gros der Penndorf-Übersetzungen würde ich zur Zeit auch nicht rütteln. Nur bei den ersten vier Bänden könnte man etwas machen... Damals war Asterix in Deutschland ja noch völlig unbekannt und bei der Übersetzung wurde wohl noch nicht so viel Aufwand betrieben, sprich wenig gezahlt... Außerdem musste sich Frau Penndorf ja auch erst ins Comicübersetzen reinarbeiten, ihren Stil finden usw.
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47800Beitrag KlausJöken »

21. Irgendwelche Neuübersetzungen stehen zur Zeit nicht zur Debatte und wären meiner Meinung auch sehr problematisch. Wie bereits gesagt ist Asterix mittlerweile zum Klassiker aufgestiegen und alte Bände "umzuschreiben" käme darum sowieso nicht in Frage. Das wäre höchstens sinnvoll, wenn eine echte Qualitätssteigerung erreicht werden könnte, und ich glaube ehrlich nicht, dass ich besser bin als Frau Penndorf!!
Mit einer Bearbeitung der ältesten Bände meine ich, dass man den Text nur an einige Entwicklungen der deutschen Sprache (z.B. Verwendung von Dativ und Genitiv) anpassen und eventuell hier und da eine Schwäche ausbessern könnte. Vielleicht könnte Frau Penndorf das selbst übernehmen...
Über "Latraviata" habe ich mir noch keine großen Gedanken gemacht, da müsste ich die Übersetzung mal im Detail mit dem französischen Original vergleichen. In den Kritiken werden immer nur dieselben drei oder vier Stellen moniert, das macht ja nicht die gleich ganze Übersetzung schlecht...
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methusalix
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Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47801Beitrag methusalix »

24. Wird Uderzo's "L'Intégrale Uderzo 1941-1951" auch mal in naher Zukunft ins deutsche übersetzt .... zu wünschen wäre es allemal :-)
25. Wann ist die Fortsetzung von "L'Intégrale Uderzo" geplant .
Wer einem Fremdling nicht sich freundlich mag erweisen, der war wohl selber nie im fremden Land auf Reisen.

Rückert, Friedrich
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47802Beitrag KlausJöken »

22. Mit dem französischen Verlag Albert-René hatte ich mittlerweile ja schon häufig zu tun, auch bei anderen Projekten wie der Organisation der Asterix-Ausstellung in Völklingen 2012, darum kenne die Verantwortlichen mittlerweile ganz gut.

Für Egmont-Ehapa arbeite ich mittlerweile seit fast 25 Jahren. Sowohl mit den früheren Redakteuren und Lektoren wie Michael Walz, Horst Berner als auch mit den jetzigen - Alexandra Germann und Wolf Stegmaier - war das Verhältnis nicht nur professionell, sondern auch persönlich sehr herzlich.
Es ist für mich sehr wichtig, Ansprechpartner zu haben, mit denen man unkompliziert alles besprechen kann. Zumal ich vor der Veröffentlichung ja zum absoluten Stillschweigen verpflichtet bin und mit niemandem ausprobieren kann, ob die Pointen wirklich gelungen oder verständlich sind. Ein Beispiel: Als Obelix bei den Pikten zum ersten Mal einen Baumstamm wirft, meckert Asterix, weil dadurch jemand verletzt werden könnte, und Obelix antwortet wortwörtlich: "Ach, und Hörr Asterix sieht mal wieder nur den Splitter im Auge des anderen!" Das ist ein Wortspiel von Ferri nach einem Bibelspruch: "Er sieht den Splitter im Auge des anderen, aber nicht den Balken in seinem eigenen." Mit meiner katholischen Erziehung war mir das wohlbekannt und hatte das auch so ins Deutsche übertragen, aber Alexandra und Wolf konnten damit absolut nichts anfangen. Na und wenn zwei durchaus gebildete Menschen den Gag nicht verstehen, dann kann man es vergessen und muss etwas anderes suchen. Ich habe dann zwei Metaphern aus dem Bereich des Holzhackens benutzt: "Hörr Obelix benimmt sich mal wieder wie die Axt im Walde!" "Und Hörr Asterix hackt mal wieder auf mir rum!"
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47803Beitrag KlausJöken »

23. In Frankreich habe ich nie Probleme wegen meiner deutschen Herkunft gehabt, wirklich. Die Franzosen mögen nur nicht, wenn Deutsche ihnen erklären wollen, wie man alles besser macht. Solange man das beherzigt, kommt man ganz gut mit denen klar.
Allerdings stimmt es, wenn ich hier jemandem erzähle, dass ich Asterix übersetze, leuchten die Augen auf und ich werde auf einmal sehr respektvoll behandelt. Besser als ein Doktortitel...

24. Eine Übersetzung der "L'Intégrale Uderzo" ist meines Wissens nicht geplant. Ich glaube, zu teuer... Ist ja auch ein echter Brocken.

25. Wann die Fortsetzung der Gesamtausgabe kommt, weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich nicht dieses Jahr. Dass ganze Material zusammenzutragen und zu bearbeiten ist halt keine Kleinigkeit. Schon wahnsinnig, wieviel Uderzo gezeichnet hat.
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Erik
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Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47808Beitrag Erik »

Hallo,

zum Thema Neuübersetzungen kann ich Klaus Jöken im wesentlichen zustimmen. Es mag seinen Reiz haben, die alten Bände auch im neuen Stil vorliegen zu haben, auch weil dann wieder "alles aus einem Guß" wäre. Gleichwohl würde ich mich jederzeit strikt gegen ein solches Vorhaben aussprechen. Die alten Texte empfinde ich nicht unbedingt als antiquiert, sondern in weiten Teilen als zeitlos. Ich bin, wie viele Asterix-Leser, mit ihnen "groß geworden", man erinnert sich in den verschiedensten Lebenssituationen immer mal wieder an den einen oder anderen Spruch, selbst jenseits der ewigen Klassiker wie "Die spinnen, die Römer!". Wenn die Figuren nun ganz andere Sätze sagen würden - und wären sie auch punktuell witziger -, so wäre dies doch sehr befremdlich ... und es würde wohl auch die Möglichkeit, generationsübergreifend über Asterix zu sprechen und zu lachen, behindern, weil es immer die alte und die neue Übersetzung gäbe.

Gleichwohl kann ich mir schon vorstellen, daß hier und da, v.a. in den ersten Bänden, mit dem heutigen Zeit- und Mitteleinsdatz noch einiges "rauszuholen" wäre. Dort kommt es ja doch zuweilen vor, daß mal verdächtig wenig Text in einer verdächtig großen Sprechblase steht. Da hat man dann schon mal die Ahnung, daß da im Französischen wohl ein unübersetzbares Wortspiel stand und einem nun vielleicht etwas "entgangen" ist. Und in "Gladiator" und "Tour de France" (der auch im Deutschen wirklich besser "Tour de Gaulle" hieße), haben viele Namen ja für den deutschen Leser keinen besonderen Witz (Nenjetepus, Alavacomgetepus, Plaintcontrix, Obtus, ...). Auch insoweit wären natürlich theoretisch humoristische Aufwertungen möglich. Mir würde sowas nicht gefallen. Schon mit den bislang erfolgten Umbenennungen (z.B. Harik -> Verkrümeldich) tue ich mich schwer.
KlausJöken hat geschrieben:Das wäre höchstens sinnvoll, wenn eine echte Qualitätssteigerung erreicht werden könnte, und ich glaube ehrlich nicht, dass ich besser bin als Frau Penndorf!!
Ist Qualität denn bei sowas wirklich noch objektiv messbar? Meines Erachtens sind Eure Übersetzungsstile einfach verschieden. Ich glaube auch, daß es ein großes Glück war, daß Grudrun Penndorf Asterix lange Jahre übersetzt hat. Daß sie einen Unterschied gemacht hat, sieht man im Vergleich mit früheren MV-Comix-Übersetzungen (z.B. "Ui, sind die Römer doof!" -> "Die spinnen, die Römer!"). Aber auch Deine Übersetzungen gefallen, wenn man sich auf den Stilwechsel ersteinmal eingestellt und eingelassen hat. Und das täten sie sicherlich auch hinsichtlich der ersten Bände. Nur ist insofern eine "Qualitätssteigerung" einer bereits wirklich guten Übertragung wohl kaum möglich. Der Leser der früheren Ausgabe würde in der neuen Fassung vielleicht über die eine oder andere Stelle mehr lachen, dafür aber auch Liebgewonnenes vermissen. Bis zu einem gewissen Grad kann man Witzdichte, Anspruch und Vielzahl der Ebenen wohl bewerten. Aber ich denke, auf dem Topniveau, auf dem sich Asterix dahingehend (fast) immer bewegt hat, wird das ganz schwer, überhaupt noch von besser und schlechter zu sprechen. Da wird dann vieles einfach zur Geschmacksfrage.
KlausJöken hat geschrieben:Vielleicht könnte Frau Penndorf das selbst übernehmen...
Da ihr Verhältnis zum Ehapa-Verlag ja zuletzt nicht ganz einfach war, würde das mal für sehr unwahrscheinlich halten. Zwar hat man sich letztendlich wohl per Vergleich - möglicherweise sogar im mehr oder minder Guten - geeinigt. Aber daß es da nochmal eine Zusammenarbeit gibt, dürfte wohl ein Wunschtraum der Fans bleiben. ;-)
KlausJöken hat geschrieben:Über "Latraviata" habe ich mir noch keine großen Gedanken gemacht, da müsste ich die Übersetzung mal im Detail mit dem französischen Original vergleichen. In den Kritiken werden immer nur dieselben drei oder vier Stellen moniert, das macht ja nicht die gleich ganze Übersetzung schlecht...
Das stimmt so leider nur zur Hälfte. Die Liste der kritisierten Stellen ist lang und umfaßt eine Reihe unwillkürlich eingestreiter Politikernamen (z.B. Josch! Kahh!, herumstoibern, ausgemerkelt, Westerwellen, blanker Hans, Tschack Tschirack, Schröd-röd-röd-röd-er, Moelemanus), (Werbe-)Sprüche (z.B. Das verleiht Flügel, Yahooo, Das gibts nur einmal, das kommt nicht wieder!, Hol mir mal 'ne Flasche Bier!) und allzu oberflächliche Modernismen (BSE, ICE, Wehtwotscherixe). Das sind weit mehr als vier Stellen. Ob das die Übersetzung "schlecht" macht, ist dann wohl wieder Geschmackssache. Jedenfalls war es ein Stilbruch innerhalb der Asterix-Serie. Ich kenne das französische Original nicht, habe also auch den Vergleich nicht, aber es gab ja eine umfangreiche Stellungnahme dazu vom Übersetzer im Comicforum, in der er ausdrücklich erklärt hat, daß es sich um ein bewußtes "Nachwürzen" handele, zum einen, um die Texte gegenüber dem Original aufzuwerten, zum anderen aber auch, um jüngere Leser anzusprechen (so zumindest meiner Erinnerung nach, es ist schon eine Weile her, daß ich das gelesen habe).

Es handelt sich dabei also wohl weniger um eine Unfähigkeit von Michael Walz, eine solide Asterix-Übersetzung zu fertigen. Daß er das kann, hat er mit Bd. 30 ("Obelix auf Kreuzfahrt") gezeigt. Dort steht er gemeinsam mit Adolf Kabatek als Übersetzer im Impressum und bei diesem Band gab es keinen derartigen Aufschrei (wenngleich er sicherlich von den Fans selten als einer der besten der Reihe beurteilt wird). Vielmehr wurde bei Bd. 31 einfach eine (nach Meinung vieler Fans Fehl-)Entscheidung zum Übersetzungsstil getroffen. Diese könnte man durch eine Neuübersetzung gewiß revidieren. Da jedoch die Position des Verlages immer war, daß man mit der Übersetzung sehr zufrieden sei, ist ein solches Vorhaben wohl kaum ernstlich zu erwarten. Dazu müßte es wohl schon wochenlange Massenproteste vor dem Verlagsgebäude geben. ;-)


Aber eine Frage würde ich dann auch noch gerne stellen, wo sich die Gelegenheit gerade ergibt (numerieren tue ich sie mal nicht, da eher ungeeignet für Marcos Themenbereich):
Auf S. 7, Bild 3, ruft Methusalix "Die Kreatur! Die Kreatur!". Im Skizzenband habe ich gelesen, daß dies eine 1:1-Übersetzung aus dem Französischen ist ("La créature! La créature!"). Hast Du verstanden, worauf sich dies bezieht oder was damit gemeint sein soll? Ich rätsele darüber bis heute und auch hier im Forum hat man es mir nur sehr teilweise errklären können: Methusalix sagt auf S. 5, Bild 4, daß "die Kreaturen des Meeres" einmal den Fluten entstiegen seien, um nicht zu erfrieren. Auch das ist beinahe (bis auf den Artikel) eine 1:1-Übersetzung ("des créatures marines"). Aber der Ausruf von S. 7 benutzt in beiden Fällen den bestimmten Artikel im Singular ("die" bzw. "la"). Von einer bestimmten Kreatur war aber zuvor nie die Rede. - Ich habe hier beim ersten Lesen die ganze Zeit gewartet, daß Methusalix irgendwann noch eine alte Geschichte vorträgt, in der eine (bestimmte) Kreatur vorkommt, die er nun in der Eisscholle erkannt zu haben meint. Aber das geschieht nicht. Soll sich das "die Kreatur" also wirklich auf seine Geschichte von S. 5 beziehen? Passen würde das, wie gesagt, nicht ganz. Oder ist da (im französischen Original?) noch ein Witz mit verbunden, den ich einfach nicht verstehe?

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
Remix

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47809Beitrag Remix »

KlausJöken hat geschrieben:...der Werther von Goethe wird ebenso wie alle schönen Klassiker aus dem 19. Jahrhundert nur noch in Versionen veröffentlicht, die in Orthograpie und Sprache angepasst sind (außer spezielle wissenschaftliche Ausgaben).
Das werden selbst Bücher, die unmittelbar vor einer Rechtschreibreform in alter Schreibweise erschienen sind. Und ich meine hier nicht orthografische und grammatikalische Anpassungen, sondern die hier wohl ins Feld geführte auch inhaltliche Aktualisierung. Dass selbst die deutschen Neuauflagen der Asterix-Bände die letzte Rechtschreibreform berücksichtigen, steht wohl ausser Frage.

Goethe selbst hat seinen Werther überarbeitet, allerdings zu Lebzeiten - alles andere wäre auch schwierig geworden. Das kennt man auch von anderen Autoren, dass sie selbst ein Werk nach Veröffentlichung nochmal überarbeiten - auch Tolkien hat das beim Hobbit zB getan. Aber es wird wohl auch in Zukunft keine Ausgabe des Werther geben, wo sich der Protagonist am Ende nicht erschiesst, sondern vor einen ICE wirft.
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47810Beitrag KlausJöken »

Zum Thema Neuübersetzung stimme ich Erik voll und ganz zu.
Bei den ersten Bänden man muss auch berücksichtigen, dass der französische Verlag und die Autoren nach den schlechten Erfahrungen mit den Kauka-Übersetzungen zunächst auf eine möglichst getreue Übersetzung bestanden haben, vor allem bei den Namen. Darum wurde viele sprechende Namen wie die der Römerlager Kleinbonum (kleiner Mann), Babaorum (Rumtörtchen) oder vieler Figuren wie Epidemais (Maiskolben), Numerobis (Doppelnummer) einfach so belassen, obwohl dadurch der Witz verlorengeht. Also kein Fehler von Frau Penndorf, aber doch schade. Wenn man diese Namen nun nachträglich ersetzen wollte, müsste man das durchgängig in allen Folgebänden machen, zumindest was die Römerlager oder Figuren angeht, die öfter vorkommen. Das wäre dann ein heilloses Kuddelmuddel für den Leser. wenn Figuren, die er aus älteren Ausgaben unter einem bestimmten Namen kennt, auf einmal anders heißen.

Aber an manchen Stellen könnte man einen weggefallenen Gag unauffällig verbessern. Als unsere gallischen Freunde in "Asterix und Kleopatra" im Hause von Numerobis die Treppe hinaufgehen (Blatt 8 ), steht unten eine Skulptur des Horus aus dem Louvre.
http://www.photo.rmn.fr/cf/htm/CSearchZ ... 6NU001Q7W5
Ein Hinweis darauf, dass der Sekretaris, der oben an der Treppe sitzt, ebenfalls einen Skulptur ist, nämlich der berühmte "hockende Schreiber".
http://www.photo.rmn.fr/cf/htm/CSearchZ ... 6NU0GOB7PQ
Im Französischen "le scribe accroupi". Als Miraculix ihn fragt, ob Schreiber eine gute Stellung sei, antwortet dieser: "Es ich vor allem eine hockende (accroupi)." Dieses Wortspiel ist Frau Penndorf damals entgangen, und man könnte es stillschweigend ersetzen, ohne dass auch einem alten Fan etwas unangenehm aufstößt.
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47811Beitrag KlausJöken »

Zur Kreatur:

Methusalix ist in der Anfangsszene fiebrig und redet ein bisschen wirr. Zum Beispiel erzählt er von Meereskreaturen, die in seiner Jugend dem Meer entstiegen, und darauf bezieht er sich nur , als er beim Anblick von Mas Aphon in der Eisscholle brüllt "Die Kreatur!". Also manchmal steckt hinter einem Ausdruck wirklich kein Gag.

Ferri ist in eine ähnliche Falle getappt, als er beim Lesen von "Asterix bei den Briten" stundenlang herumgerätselt hat, wo nun die Pointe beim Namen des britischen Anführers "Cassivellaunus" liegt. Es gibt keine, das ist einfach der Name des historischen Anführers der Briten.
Diese Anekdote erzählt Ferri im Dokumentarfilm: "Zaubertrank Asterix", am Sonntag den 19. Januar um 17 Uhr 35 auf Arte. Darin taucht auch der Schreiber dieser Zeilen mit einigen Statements auf.
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Erik
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Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47812Beitrag Erik »

Hallo,
KlausJöken hat geschrieben:Im Französischen "le scribe accroupi". Als Miraculix ihn fragt, ob Schreiber eine gute Stellung sei, antwortet dieser: "Es ich vor allem eine hockende (accroupi)." Dieses Wortspiel ist Frau Penndorf damals entgangen, und man könnte es stillschweigend ersetzen, ohne dass auch einem alten Fan etwas unangenehm aufstößt.
ja, ähnliche Kleinigkeiten wurden ja auch in der Vergangenheit bereits nachgebessert. Man denke nur an das "Sagenhafte Fabeltier vom Mars" in "Der Kampf der Häuptlinge", das in neueren Auflagen zum Marsupilamix wurde.

Und auch eine (behutsame) Neuübersetzung hat es ja schon gegeben, nämlich von "Asterix der Gallier" zum 20. Jubiläum der Asterix-Comics bei Ehapa 1988. In den redaktionellen Seiten der "Jubiläumsausgabe" wird dazu einiges erläutert. Und diese überarbeitete Version ist auch die, die sich in der heutigen Normalausgabe findet. Möglich, daß soetwas auch bei ein, zwei anderen Bänden möglich wäre. Den Eindruck, daß es wirklich nötig sei, hatte ich - freilich ohne das französische Original zu kennen - aber nie.
KlausJöken hat geschrieben:Also manchmal steckt hinter einem Ausdruck wirklich kein Gag.
Hm... irgendwie behagt mir diese Stelle so immer noch nicht. Aber so weiß ich nun wenigstens sicher, daß mir da kein Gag entgangen ist. Also danke der Erklärung. :-)
KlausJöken hat geschrieben:Diese Anekdote erzählt Ferri im Dokumentarfilm: "Zaubertrank Asterix", am Sonntag den 19. Januar um 17 Uhr 35 auf Arte.
Ja, auf diese Sendung bin ich auch schon sehr gespannt!

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47815Beitrag KlausJöken »

Lieber Erik,
um einen Erlärungsansatz für dein Problem zu liefern:
Ferri hat mir gegenüber - aber auch in Interviews - erklärt, dass er sich mit dem Band "Asterix bei den Pikten" erst einmal in die Serie einfühlen musste. Asterix und Obelix sollten auf Reisen geschickt werden, weil das nach den Gesetzmäßigkeiten der Reihe längst überfällig war, andererseits sollte unbedingt ein längeres Kapitel im Dorf spielen, weil er sich selbst mit den verschiedenen Figuren und der Atmosphäre vertraut machen wollte. Dadurch war sein ursprüngliches Szenario auf 62 Seiten (jedenfalls über 60) angelegt, musste schließlich aber auf die üblichen 44 Seiten eines Asterix-Abenteuers gekürzt werden. Dadurch wirkt einiges etwas gerafft, wie er selbst zugibt. Zum Beispiel hätte er gerne mehr aus den Pikten rausgeholt. Aus diesem Grunde durfte Idefix auch nicht mitfahren. Sonst hätte der Hund ja auch irgend etwas tun müssen, und das hätte wieder Platz gekostet (Übrigens ist Idefix auch in früheren Bänden schon im Dorf geblieben, wie in "Asterix als Legionär").
Mir kam es auch so vor, als sei an der Stelle mit der "Kreatur" ein kleiner Bruch vorhanden, habe mich jedoch entschieden, den nicht auszubügeln, sondern so stehen zu lassen. An einigen Stellen habe ich zwar leicht geglättet, aber eben doch nicht an allen, damit noch zu merken ist, dass hier ein Autorenwechsel stattfindet. Aus diesem Grunde sagt Obelix auch nie: "Die spinnen die..." Das hätte man zwar ein oder zwei Mal hineinfummeln können, aber dann dachte ich: Nein, da merkt der Leser eben, dass ein anderer Texter am Werke ist. Und vielleicht hat Ferri damit ja etwas beabsichtigt...
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Erik
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Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47817Beitrag Erik »

Hallo Klaus Jöken,
KlausJöken hat geschrieben:Ferri hat mir gegenüber - aber auch in Interviews - erklärt, dass er sich mit dem Band "Asterix bei den Pikten" erst einmal in die Serie einfühlen musste. [...] Dadurch war sein ursprüngliches Szenario auf 62 Seiten (jedenfalls über 60) angelegt, musste schließlich aber auf die üblichen 44 Seiten eines Asterix-Abenteuers gekürzt werden. Dadurch wirkt einiges etwas gerafft, wie er selbst zugibt. Zum Beispiel hätte er gerne mehr aus den Pikten rausgeholt.
das ist in der Tat ein Erklärungsansatz für Manches, das sich vielleicht auch gerade auf die Szene mit der Kreatur ausgewirkt haben mag, worüber man aber wohl nur spekulieren kann. Es ist in diesem Forum ja kein Geheimnis, daß ich diesen 35. Band insgesamt nicht als besonders gelungen empfinde. Das bezieht sich allerdings - was an dieser Stelle wichtig zu betonen ist - nicht auf den Sprach- und Dialogwitz. Auf dieser "Mikroebene" ist genug zum Schmunzeln da - schon beim ersten, erst recht aber beim zweiten Lesen. Nur finde ich die Geschichte hinsichtlich ihrer Handlung und Entwicklung sowie die Rolle der Gallier darin ausgesprochen schwach. Ich hoffe, daß Ferri da "Luft nach oben" hat, was sein Können anbelangt.

Aber tatsächlich wirkt der ganze Teil bei den Pikten extrem gerafft und ihre Darstellung als Schotten, wie auch ihres Landes, einschließlich der Geschichte um Nessie bzw. Loch Ness/Endroll irgendwie unvollkommen. Das mag tatsächlich auf die starke Kürzung zurückzuführen sein. Davon lese ich hier zum ersten Mal. Die offizielle Version, wie sie in der Luxusedition steht, besagt zwar, daß eine Kürzung stattgefunden hat und das Album lange Zeit eine Seite (!) mehr hatte. Aber es wird dort so dargestellt, als sei die Kürzung absichtlich passiert, gerade um die Geschichte von unnötigem Ballast zu befreien und sie so spannender zu lesen zu machen.

Vor dem Hintergrund dessen, was Du nun dazu schreibst, wäre es vielleicht doch besser gewesen, wenn man - wie auch Ralf König in seinem Statement über den neuen Band in der aktuellen Sprechblase (#229) meint - die Begrenzung auf die 44 Seiten verlassen und dem Ganzen mehr Raum gegeben hätte. Die Bände 32 und 34 haben auch jeweils einige Seiten mehr, der Originalband 2 ("Sichel") hat zwei Seiten weniger. Geschadet hätte es dann vielleicht nicht, sich auch hier flexibler zu zeigen.
KlausJöken hat geschrieben:(Übrigens ist Idefix auch in früheren Bänden schon im Dorf geblieben, wie in "Asterix als Legionär")
Ja, das habe ich auch nicht als besonders störend empfunden. Daß er allerdings einen Hinkelstein mitnehmen will, nicht aber seinen kleinen Hund, ist im Verhältnis zueinander dann schon sonderbar. Aber gut, über Obelix' dahingehende Kriterien habe ich mich schon in den Goscinny-Bänden gewundert. In "Kleopatra" und "Korsika" trickst er, um Idefix mitnehmen zu können, in anderen Bänden läßt er ihn bereitwillig zu Hause. Das ist insofern nichts, was man Ferri vorwerfen kann.
KlausJöken hat geschrieben:Aus diesem Grunde sagt Obelix auch nie: "Die spinnen die..." Das hätte man zwar ein oder zwei Mal hineinfummeln können, aber dann dachte ich: Nein, da merkt der Leser eben, dass ein anderer Texter am Werke ist. Und vielleicht hat Ferri damit ja etwas beabsichtigt...
Das mit dem "Die spinnen, die ..." ist auch so eine Sache für sich. Enttäuschend fand ich es schon, daß der Spruch nicht vorkommt. Gerade daß Asterix (!) stattdessen "Die haben eine Macke" sagt, macht das Ganze (Wortspiel hin oder her) zum Stilbruch. Auf der anderen Seite möchte ich das auch nicht überbewerten. Ich denke nicht, daß Ferri damit unbedingt etwas Bestimmtes sagen wollte oder es daran liegt, daß er diesen Spruch von Obelix nicht mag. Er hat ihn vielleicht auch einfach nicht für so wichtig gehalten oder ihn nirgends als richtig passend empfunden. Es gab ja auch schon früher durchaus Bände, in denen Obelix davon keinen Gebrauch gemacht hat. Z.B. sagt er in "Asterix in Spanien" nirgends, daß die spinnen, die Hispanier. Ein Dogma war das also noch nie. Vor diesem Hintergrund ist das verschmerzbar. Die Darstellung der "Beziehung" zwischen Asterix und Obelix fand ich da schon problematischer: Es gab sehr viel Streit und nicht eine Szene der Freundschaft oder gar Versöhnung. Das ist eher etwas, wo ich nicht hoffe, daß Ferri von der Charakterentwicklung her in die (für mein Empfunden) falsche Richtgung marschiert.

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47822Beitrag KlausJöken »

Hallo Erik,

zunächst einmal möchte ich allgemein allen im Forum sagen, dass ich kein Problem mit Kritik habe, darüber sogar dankbar bin, weil ich dadurch nur lernen kann.
Mit dem Humor ist es wie mit dem Geschmack, darüber kann man nicht streiten. Wenn jemand meine Übersetzungen nicht lustig findet, kann ich ihn nicht dazu zwingen.

Mit dem Pikten-Band bin ich persönlich zufrieden. Ferri und Conrad wollten sich nach eigener Aussage mit dem ersten Asterix-Abenteuer nur mit der Materie vertraut machen. Wenn man sich zum ersten Mal in einen Sportwagen setzt, dreht man am besten zuerst vorsichtig eine Runde, bevor man irgendwann voll aufs Gas drückt. Daran gemessen haben beide ihre Arbeit sehr gut gemacht.
Goscinny und Uderzo mussten sich ja auch erst nach und nach in die Serie hineinfinden. Der erste wirklich geniale Band (gute sind sie ja alle) ist für mich Asterix und Kleopatra, der 6. Band in der Originalreihe.
Soweit Ferri angedeutet hat, haben sich Asterix und Obelix bewusst häufig gestritten. Anscheinend bereitet er damit schon etwas für die Folgebände vor. Ich habe den Eindruck, dass er sich alles sehr gut überlegt hat und bin bereit, ihm die Chance zu lassen. Ein endgültiges Urteil werden wir wohl erst nach den nächsten beiden Bänden fällen können.

Was die Seitenzahl angeht: 44 Seiten plus vier Vorsatzblätter entspricht genau drei Druckbögen. Eine Seite mehr, und ein weiterer Druckbogen ist nötig, was die Kosten gewaltig verteuert. Für die Verlage war der Autorenwechsel sowieso schon ein Risiko. Die Frage war ja, ob die Leser die neuen Autoren akzeptieren. Und dann gleichzeitig auch noch zwei Euro mehr pro Abum zu verlangen...
Remix

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47834Beitrag Remix »

KlausJöken hat geschrieben:...Ferri und Conrad wollten sich nach eigener Aussage mit dem ersten Asterix-Abenteuer nur mit der Materie vertraut machen. Wenn man sich zum ersten Mal in einen Sportwagen setzt, dreht man am besten zuerst vorsichtig eine Runde, bevor man irgendwann voll aufs Gas drückt.
Man drückt nicht voll aufs Gas, und man fährt erst recht kein Rennen.
Wenn dieser Band also sowas wie eine Fingerübung sein sollte, warum hat man ihn dann veröffentlicht? Mir persönlich hat der Band derart missfallen, dass er nun meine Asterix-Sammlung abschliessen wird. Fingerübung hin oder her.
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