Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Allgemeine Themen, die etwas mit Asterix zu tun haben und Vorstellung aktueller Asterix-Hefte, -Filme und -Produkte.

Moderatoren: Erik, Maulaf

Antworten
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47842Beitrag KlausJöken »

Remix hat geschrieben:
KlausJöken hat geschrieben:Wenn dieser Band also sowas wie eine Fingerübung sein sollte, warum hat man ihn dann veröffentlicht? Mir persönlich hat der Band derart missfallen, dass er nun meine Asterix-Sammlung abschliessen wird. Fingerübung hin oder her.
Lieber Remix
Etwas mehr als eine Fingerübung war der Band nun doch, und meiner Meinung nach reiht sich "Asterix bei den Pikten" ganz ehrenhaft in die Reihe ein.
Allgemein wurde der Band sehr positiv aufgenommen und es gab eine Menge begeisterter Reaktionen. Es tut mir leid, wenn er Ihnen persönlich nicht gefallen hat, aber für die (sehr) vielen zufriedenen Leser hat sich eine Veröffentlichung doch gelohnt.
Benutzeravatar
Erik
AsterIX Druid
Beiträge: 8062
Registriert: 8. August 2004 17:55
Wohnort: Deutschland

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47844Beitrag Erik »

Hallo,
KlausJöken hat geschrieben:Etwas mehr als eine Fingerübung war der Band nun doch, und meiner Meinung nach reiht sich "Asterix bei den Pikten" ganz ehrenhaft in die Reihe ein.
vielleicht muß man dazu auch die verschiedenen Maßstäbe im Auge behalten. Verglichen mit einem wirklich guten Asterix-Band, v.a. aus der Goscinny-Ära, ist der Band auch meiner Meinung nach flau. Und ich hatte auch den Eindruck, daß die vielen positiven Rezensionen zumindest teilweise auch eher der Hoffnung auf künftige Großwerke zu verdanken sind, als unbedingt der Qualität dieser Geschichte. Es ist vielfach mehr von einem guten Neustart die Rede, was zeigt, daß vor allem die Qualitätssteigerung gegenüber den allerletzten Bänden (insb. "Gallien in Gefahr", bzgl. dessen das Maß der Kritik bis hin zur Verteufelung aber teilweise auch überzogen war/ist) gesehen wird. Aber auf der anderen Seite muß man wohl auch feststellen, daß verglichen mit vielen anderen Comicserien, etwa aus dem Micky Maus Magazin, auch ein schwacher Asterix-Band noch eine überdurchschnittliche Qualität hat. Ich lese nun nicht viele andere Comics, aber wenn ich es tue, bin ich über die "Einfachheit" der Geschichten und Dialoge nicht selten überrascht. Auch die Lucky Luke Bände der Nach-Goscinny-Ära sind z.B. beileibe nicht alles Meisterwerke.

Was ich damit sagen will ist, daß das Kritisieren eines schwachen Asterix-Bandes immer noch ein "Jammern auf hohem Niveau" ist. Innerhalb der Asterix-Serie aber ordne ich die "Pikten" auch als einen der schwächsten Bände ein, ähnlich denjenigen der späten Uderzo-Alleinzeit. Ich werfe das den Autoren - und erst recht dem Übersetzer - nicht vor, denn wie ich schon in meiner eigenen Rezension schrieb, war auch Goscinny's erster Band nicht sein bester; er ist meiner Meinung nach sogar sein einziger der Serie geblieben, der kein humoristisches Meisterwerk ist. Insofern sollen die beiden Neuen ihren Kredit gerne bekommen. Das hilft nur dem Lesevergnügen an diesem Band nicht weiter als seine eigene Qualität reicht.

Bei der Gelegenheit ein paar Sätze zur Doku "Zaubertrank Asterix", die ja hier im Thread zur Sprache kam. Ich fand sie eher enttäuschend. Gegenüber anderen Dokumentationen (z.B. die aus der Reihe "Comix") brachte sie fast nichts Neues. Wenn man die gesamte Geschichte von Asterix und seinem Erfolg natürlich erneut in einer einstündigen Reportage unterbringen will, ist das auch schwer leistbar. Man sah wieder viele Versatzstücke aus älteren Reportagen. Demgegenüber blieben die Aussagen von Conrad, Ferri und Astier - der ja den kommenden Animationsfilm produziert - sehr allgemein. Klaus Jöken kam als deutscher Übersetzer sehr kurz zu Wort, da haben wir hier im Forum schon weit mehr von ihm erfahren als in dieser Sendung. Es war auch eher eine Reportage von Franzosen für Franzosen (sogar der deutsche Übersetzer sprach französisch), in denen der Erfolg in anderssprachigen Ländern eher ein Randthema blieb. - Das wirkte sich auf die Länge des Abschnitts zur deutschen Fassung so sehr aus, daß nicht einmal die Zeit blieb, zu erwähnen, daß es unterschiedliche Übersetzer gab. Wer die Vorgeschichte nicht kennt, konnte die erwähnten Namen Automatix und Verleihnix für Erfindungen von Klaus Jöken halten, da der Name Gudrun Penndorf - wie gesagt, gewiß aus Sendezeitgründen - nicht fiel.

Aber wenn ich die Doku enttäuschend fand, bedeutet das natürlich nicht, daß sie für den Asterix-Gelegenheitsleser nicht eine kurzweilige, informative und damit sehenswerte Sendung ist.

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
Kaschi

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47847Beitrag Kaschi »

Ich sehe die Asterix-Bände nach Goscinny entspannt. Ein Meisterwerk erwarte ich grundsätzlich nicht, wenn ich mir etwas kaufe. Mit einer solchen Erwartungshaltung könnte ich mich vom regelmäßigen Comic-Lesen verabschieden. Ist es dann doch mal so - umso besser!

Das letzte Album von meinen Neuzugängen in den letzten Jahren, was ich als Meisterwerk einstufen würde, ist von Emile Bravo "Spirou - Porträt eines Helden als junger Tor" gewesen.

Ich freue mich aber, wenn die Serien, die ich ins Herz geschlossen habe, weiter laufen, ob nun Lucky Luke, Spirou oder eben Asterix.

Stören tut's mich nur, wenn neue Stories in keiner Weise mehr zum bekannten "Comic-Universum" passen. Bei Asterix also etwa, wenn die Helden plötzlich herumprollen würden oder ähnliches, was ihren Charakter auf den Kopf stellen würde - oder aber ihr Aussehen sich völlig verändert hätte. Das war zum Glück weder beim Texter Uderzo noch bei Ferri/Conrad der Fall.

Aus diesem Grund kommt etwa trotz meiner Spirou-Sammelei der "Kleine Spirou" für mich nicht in Frage. Der passt überhaupt nicht.
Remix

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47848Beitrag Remix »

Erik hat geschrieben:vielleicht muß man dazu auch die verschiedenen Maßstäbe im Auge behalten. Verglichen mit einem wirklich guten Asterix-Band, v.a. aus der Goscinny-Ära, ist der Band auch meiner Meinung nach flau. Und ich hatte auch den Eindruck, daß die vielen positiven Rezensionen zumindest teilweise auch eher der Hoffnung auf künftige Großwerke zu verdanken sind, als unbedingt der Qualität dieser Geschichte.
Und ich dachte schon, ich steh völlig allein mit meiner Sicht auf die Pikten. Nach dem ganzen Bohei, der um die neuen Autoren gemacht wurde, hatte ich durchaus mehr erwartet. Daher war und bin ich auch nicht bereit, nur auf eine vage Zukunft hin den Band besser zu beurteilen, als ich ihn tatsächlich empfinde.
Kaschi hat geschrieben:Ein Meisterwerk erwarte ich grundsätzlich nicht, wenn ich mir etwas kaufe. Mit einer solchen Erwartungshaltung könnte ich mich vom regelmäßigen Comic-Lesen verabschieden. Ist es dann doch mal so - umso besser!

Das letzte Album von meinen Neuzugängen in den letzten Jahren, was ich als Meisterwerk einstufen würde, ist von Emile Bravo "Spirou - Porträt eines Helden als junger Tor" gewesen.
Ich erwarte auch nicht bei jedem Comic, den ich mir kaufe, ein Meisterwerk. Umso schöner, dass es sie dennoch vereinzelt noch gibt: "Prototyp" von Ralf König war allerdings das einzige, das mir in den letzten Jahren in die Finger geraten ist. Sowohl die Uderzoschen Alleingänge (mit Ausnahme der "Odyssee" und mit Abstrichen vielleicht noch "Morgenland") als auch die "Pikten" finde ich in keiner Weise aus dem ganzen Comic-Einerlei herausragend.

Und was wäre das ein Paukenschlag gewesen, wenn der erste Band der neuen Autoren plötzlich wieder an die Goscinny-Aera hätte anknüpfen können. Die Serie wäre zweifellos wieder an die einsame Spitze der Comiclandschaft gestürmt. Stattdessen dümpelt sie (weiter) in Beliebigkeit und bekommt mehr und mehr den faden Beigeschmack von purer Geldmacherei.



(persönliche Anmerkung: Aber vielleicht sollten die letzten Beiträge vom Moderator in den Thread mit den Rezensionen zum Pikten-Band verschoben werden, damit dieser Thread hier nicht zerfasert.)
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47857Beitrag KlausJöken »

Hallo Leute,

da die Qualitätsfrage, was die "Pikten" angeht, doch einige bewegt, ein kleines Statement meinerseits dazu:

Vor zwei Monaten habe ich die 400er Marke gerissen, damit meine ich die Anzahl der übersetzten Comics. Darum denke ich doch, dass ich einigermaßen befähigt bin zu beurteilen, was ein guter Comic ist.
Ich kann allen versichern, dass mir so vielschichtige Texte wie bei Asterix noch nie untergekommen sind. Also selbst die schwächeren Asterix-Bände heben sich immer noch meilenweit von praktisch allem anderen ab.
Wirklich geniale Geschichten kommen eben nur alle Jubeljahre vor. Stimmt! Der "Prototyp" von Ralf König gehört dazu, auch einige Bände von "Troll von Troy" (da weiß ich aber nicht, wie die übersetzt sind).
Allerdings haben es solche Autoren viel einfacher, weil sich ihre Geschichten an eine bestimmte Leserschaft richten und jeweils nur eine bestimmte Form von Humor treffen müssen.
Asterix ist nun mal einzigartig, weil er sich an alle Leserschichten und Altersgruppen richtet. Aus einigen Reaktionen schließe ich, dass manche den letzten Asterix flüchtig überflogen haben, auf einige simple Gags gestoßen sind und deswegen von plattem Humor sprechen. Natürlich sind darin auch platte Witze zu finden, weil achtjährige Kinder auch über Asterix lachen wollen. Wér es anspruchsvoller möchte, sollte sich aber nicht entmutigen lassen, und noch mal genauer hinschauen...
Benutzeravatar
Comedix
AsterIX Elder Council Member
Beiträge: 7073
Registriert: 20. November 2001 09:54
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47858Beitrag Comedix »

Erik hat geschrieben:Daß Du hingegen meinst, wir kratzen hier bei Comedix mit dem Entschlüsseln der Anspielungen und Wortspiele nur an der Oberfläche, erschüttert mich... ich dachte, wir wären hier mittlerweile so gut darin.
Nun, im Themenbereich der Anspielungen habe ich nicht jeden Wortwitz, der irgendwo eine Situation begleitet ("Ins Wasser gefallen!" - "Wie ein nasser Sack!"), dokumentiert. Mir geht es eher um die versteckten Sprachspiele und Andeutungen an die Neuzeit. Wenn aber noch wesentliche aus Heften fehlen sollten, bin ich für jeden Hinweis dankbar, der den Themenbereich noch etwas vollständiger macht.

Im Augenblick bin ich übrigens endlich wieder bei "Asterix bei den Pikten" am werkeln, gerne freue ich mich auf Hinweise zu Wortspielen vom Urheber, wenn der Bereich online ist. :D Außerdem bastle ich am Themenbereich für Klaus, der neben einem Kapitel zur Übersetzungsarbeit von "Asterix bei den Pikten", auch einen Bereich für "Gallien in Gefahr" beinhalten wird. Ich möchte bei dem Themenbereich auch einige Themen aus den Fragen hier im Forum aufgreifen, sofern niemand etwas dagegen hat.

Gruß, Marco
Deutsches Asterix Archiv: https://www.comedix.de
TwiX: @Asterix-Archiv, Mastodon: @Asterix_Archiv, Bluesky: @comedix.de
Benutzeravatar
Comedix
AsterIX Elder Council Member
Beiträge: 7073
Registriert: 20. November 2001 09:54
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47859Beitrag Comedix »

26. Auf Seite 18 sagt Asterix, dass er Verleihnix versprochen habe, "sein Boot dieses Mal heil zurückzubringen". Das impliziert, dass es zuvor schon einmal kaputt gegangen sei. Im Französischen steht "J'ai promis à Ordralfabetix de lui ramener intact son nouveau bateau", also ein neues Boot. Daraus entsteht ein anderer Sinn. Hattest du einen besonderen Grund die Übersetzung so auszuführen?
Deutsches Asterix Archiv: https://www.comedix.de
TwiX: @Asterix-Archiv, Mastodon: @Asterix_Archiv, Bluesky: @comedix.de
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47861Beitrag KlausJöken »

26. Gute Frage: In "Die Große Überfahrt" leihen Asterix und Obelix das Boot von Methusalix und verlieren das prompt mitten im Atlantik. Dieses Boot konnten unsere beiden Freunde also nicht nehmen, um zu den Pikten zu fahren. Darum müssen sie das Boot von Verleihnix nehmen, aber der verleiht normalerweise nix. In "Asterix in Spanien" bringt Verleihnix unser Helden darum persönlich ins Land der Iberer und segelt es auch unbeschadet wieder zurück. In "Asterix bei den Pikten" zeigt sich Verleihnix darum besonders großzügig, als er sein Boot unseren gallischen Kriegern überläßt. Ein Beweis dafür, wie dringend er (und seine Kumpanen) den Pikten loswerden wollen. Trotzdem versucht Asterix ihn hinsichtlich seines Bootes zu beruhigen und versichert, dass mit dem Kahn nicht dasselbe passiert wie mit dem Boot von Methusalix.
Das wollte ich in meiner Version besser herausarbeiten. Durch den Platzmangel (immer das Problem mit den Sprechblasen) konnte ich keinen zusätzlichen Satz einschieben, was besser gewesen wäre.
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47864Beitrag KlausJöken »

Es wurde ja bereits der Wunsch nach Signierkarten geäußert. Nun darf ich zu diesem Zweck ja leider nicht selbst Figuren aus dem Asterix zeichnen oder kopieren. Darum habe ich mir Folgendes überlegt:
Zum Spaß und Zeitvertreib habe ich angefangen, Motive aus der Kunstgeschichte, die in den verschiedenen Asterix-Bänden verarbeitet sind, zu kopieren. Diese meine Machwerke kann ich auf Karten ausdrucken und will sie gerne jedem signiert zuschicken, der mir seine Adresse in der Mailbox hinterlegt.
Vorläufig gratis, nur falls sich sehr viele melden, müsste ich einen kleinen Unkostenbeitrag berechnen.
Benutzeravatar
idemix
AsterIX Druid
Beiträge: 882
Registriert: 18. Oktober 2005 07:24
Wohnort: Südtirol

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47870Beitrag idemix »

Hallo,

eine kleine Frage auch meinerseits, ich hoffe sie wurde nicht bereits gestellt.

27. Auf Seite 8 gibt es die Szene in der ein Gallier frägt: "ein was?" und als Antwort "ein Pikte" erhält. Später wird das gleiche noch einmal aufgegriffen. Hat dies irgendeine eine Bedeutung, die ich nicht verstehe oder einen Hintergrund, den ich nicht durchschaue? Beim Lesen und auch beim Wiederlesen hatte ich an dieser Stelle das Gefühl, dass mir da irgendwas entgeht...
:idefix: wuff! wuff! JAUL? JÅUL! GRRRØØØÅÅRRR! :wuff:

Und so was schimpft sich Lyriker!
Benutzeravatar
Comedix
AsterIX Elder Council Member
Beiträge: 7073
Registriert: 20. November 2001 09:54
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47871Beitrag Comedix »

Da du auch "Gallien in Gefahr" übersetzt hast und der Band bei seinem Erscheinen großes Aufsehen erzeugt hat, habe ich auch ein paar Fragen dazu:

28. Meine Rezension damals war eher weniger kritisch, sondern auch von Respekt geprägt, den ich Uderzo wegen seines Mutes neue Wege zu beschreiten, entgegen brachte. Das Gros der Rezensionen war eher vernichtend. Wie war dein erster Eindruck?

29. Du hast dort sehr viele Anspielungen zu Science-Fiction untergebracht. Das geht kaum, wenn man diesem Genre völlig abgeneigt ist, wie ist das bei dir? Kennst du dich in diesem Genre aus oder musstest du dich einlesen und einen Kenner zurate ziehen?

30. Was könnte das Motiv Uderzos gewesen sein, den für viele Leser größten anzunehmenden Fauxpas zu kreieren?

31. Gibt es Anspielungen, die eigentlich ins Auge springen müssten, die in meinem Themenbereich zu den Sprachspielen dieses Bandes völlig unter den Tisch gefallen sind?
Deutsches Asterix Archiv: https://www.comedix.de
TwiX: @Asterix-Archiv, Mastodon: @Asterix_Archiv, Bluesky: @comedix.de
Benutzeravatar
Comedix
AsterIX Elder Council Member
Beiträge: 7073
Registriert: 20. November 2001 09:54
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47879Beitrag Comedix »

32. Nicht jeder Mensch steht gerne im Rampenlicht und Übersetzer führen meiner Ansicht nach ein Schattendasein. Sind Übersetzer deshalb eher introvertiert oder wünscht man sich in der Branche etwas mehr Anerkennung? Wie ist das bei dir? Was gefällt dir am Kontakt mit dem Leser?
Deutsches Asterix Archiv: https://www.comedix.de
TwiX: @Asterix-Archiv, Mastodon: @Asterix_Archiv, Bluesky: @comedix.de
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47883Beitrag KlausJöken »

27. An dieser Stelle war ich mir erst auch nicht sicher... Der Gag "ein Pikte" "Ein was?" bezieht sich darauf, dass noch vor einigen Monaten praktisch niemand wusste, wer die Pikten waren. Auf die Erklärung, dass der neue Asterix bei den Pikten spielt, kam unweigerlich die Gegenfrage: "Den was?"
Diese Unkenntnis, was die Pikten angeht, wird hier also auf die Schippe genommen. An sich kein großer Brüller, aber der Gag wird erst am Ende des Albums aufgelöst, als die Pikten über eine geeignete Regierungsform diskutieren und einer vorschlägt:
"Eine Demokratie wie bei den Griechen?" darauf antwortet ein Pikte: "Den was?"
Dadurch wird das zu einem sehr hübschen Seitenhieb darauf, dass die Menschen generell dazu neigen, sich selbst als Zentrum der Welt zu sehen und Personengruppen, die sich nicht kennen, als Barbaren abzustempeln.
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47884Beitrag KlausJöken »

28. Als ich das Manuskript zu "Gallien in Gefahr" bekam, war ich zugegebenermaßen auch erst einmal baff. Bei der näheren Beschäftigung mit dem Thema merkte ich aber, dass die Idee so abwegig nun auch nicht war. Dazu werde ich an anderer Stelle mehr erzählen.
Eine gute Serie zu starten ist ja schwierig genug. am schwierigsten ist es jedoch, sie über Jahrzehnte am Leben zu erhalten. Man muss in der Geschichte bleiben, aber doch auch jedesmal wieder etwas Neues erfinden, sonst läuft sich die Serie tot.
Wie Uderzo erzählt, hat Goscinny schon nach dem 10. Band gesagt: "Ich glaube, jetzt haben wir die Geschichte ausgereizt." Danach haben die beiden ja noch 14 zusammen geschrieben, und mit die genialsten. Dass Uderzo mit fast 80 Jährchen versucht, neue Wege zu beschreiten, finde ich eigentlich bewundernswert. Er hätte auch auf die sichere Karte setzen und eine Story nach altem Muster stricken können. Gerade diese Band zeigt, dass es Uderzo nicht darum geht, mit Asterix Geld zu scheffeln, davon hat er nach eigener Aussage mehr, als er ausgeben kann. Für ihn ist es am wichtigsten, kreativ zu bleiben und Neues auszuprobieren.
Okay, beim Publikum ist es nicht angekommen, aber das darf man doch auch nicht so verkniffen sehen. Man kann daraus lernen und beim nächsten Mal etwas anderes versuchen.
KlausJöken

Re: Klaus Jöken beantwortet eure Fragen

Beitrag: # 47885Beitrag KlausJöken »

29. "Gallien in Gefahr" war ja mein erster Asterix. Meiner Frau habe ich damals gleich gesagt: "Das ist eine riesige Chance, ich muss mich da ganz reinknien, also lass mich die nächsten drei Monate in Ruhe mit rasenmähen, putzen usw. Leider darf ich dir aber keine Details erzählen, alles streng geheim."
Nach dem ersten Lesen des Manuskripts wollte ich mich zuerst in die Materie einleben und Inspirationen sammeln. Dazu habe ich mir einen ganzen Stapel Science-Fiction-Filme geliehen und drei Tage lang am Stück reingezogen.
Irgendwann kam die beste Frau von allen nachmittags von der Arbeit nach Hause und fand mich im Wohnzimmer auf dem Sofa hingeflegelt, während im Fernsehen Starwars lief. Auf meinen Kommentar: "Liebling, ich kann's dir nicht erklären, aber das ist Arbeit!" hat sie nur geschluckt und nichts entgegnet. Das rechne ich ihr auch heute noch hoch an!!
Antworten