Hallo,
Nullnullsix hat geschrieben: ↑3. April 2021 03:02Mir scheint nicht. Mir scheint eher, dass wir dasselbe meinen und es nur unterschiedlich formulieren:
dann müssten wir uns ja eigentlich auch im Ergebnis einig sein, was anscheinend nicht der Fall ist. Jedenfalls siehst Du offenbar einen Dich sehr viel mehr störenden Bruch mit Vorherigem in Uderzo's Herangehensweise als ich.
Nullnullsix hat geschrieben: ↑3. April 2021 03:02Unter Uderzo werden die Tränke oder deren Wirkung eben "unübersichtlich und beliebig" eingesetzt, wie Du es formulierst.
Ich habe in meinem letzten Beitarg den betreffernden Satz zugegebenermaßen (auch grammatikalisch) falsch formuliert. Es
droht bei Uderzo zuweilen in diesen Richtung zu gehen, das wollte ich sagen. Und ja, das führe ich auch zum Teil auf seine Ideenlosigkeit für eine nicht-magische Handlungsentwicklung zurück und zum Teil darauf, dass er bestimmte Dinge einfach zeichnen wollte (deutlich z.B. bei den Trankwirkungen in "Gallien in Gefahr", die Tuun's Gestalt variieren). Trotzdem sehe ich die Existenz verschiedener Zaubertränke, die auch
gelegentlich mal handlungsrelevant werden können, - auch im von Uderzo eingesetzten Maß noch - nicht als krassen Bruch zur goscinny'schen Asterix-Konstruktion an, sondern eher als (ganz sicher nicht immer gelungene) Veränderung im Einsatz eines Stilmittels.
Nullnullsix hat geschrieben: ↑3. April 2021 03:02Oder andersrum, dass er zuweilen auch gar keine Lust mehr hatte, was man dann dem Ergebnis (zB beim Ende von Belgier und beim gesamten Gallien in Gefahr) eben auch deutlich ansieht (bei Belgier kann man fast panel-genau sehen, bis wohin Uderzo vor Goscinnys Tod gezeichnet hat und ab wann dann unter dem Eindruck des Todes (und dem Druck des Verlages, den Band trotzdem zügig zuende zu zeichnen)).
Ich maße mir nicht an, das in "Belgier" sehen zu können. Aber ich meine mal gelesen zu haben, dass einige davon ausgehen, es sei mit dem einsetzenden Regen auf Seite 33 der Fall. Dass die Zeichnungen danach deutlich schlechter werden, erkenne ich nicht. Es folgen z.B. die sehr temporeiche und dynamische Schlacht zwischen Belgiern und Römern sowie das Brueghel-Gemälde. All das hat sicherlich viel Zeit und Mühe gekostet. An den Texten - also der weiteren Entwicklung der Geschichte - wird man erst Recht keinen Bruch bemerken können, denn das Szenario von Goscinny war ja schließlich fertig. Es ist nicht so, dass Uderzo die Geschichte erst zuende geschrieben hätte.
Nullnullsix hat geschrieben: ↑3. April 2021 03:02Die 'Achillesferse' des Zaubertranks ist seine Verfügbarkeit.
Deshalb kommt es immer mal wieder vor, dass Asterix 'Proviant-Fläschchen' bei Reise-Abenteuern im entscheidenden Moment leer ist (oder er auch nur nicht drankommt, weil er gefesselt ist), oder die Zubereitung gefährdet ist, sei es, dass die goldene Sichel zerbrochen ist, sei es dass eine Zutat fehlt, sei es dass der Druide Gedächtnisverlust hat, verreist ist oder entführt wurde. Diese Dinge sind oft die Initialzündung für ein neues Abenteuer (sprich: MIT ungefährdet verfügbarem Zaubertrank gäbe es gar kein neues Abenteuer) oder ein 'kritischer Punkt' im Lauf der Geschichte, der die Sache 'spannend' macht, wo es MIT Zaubertrank 'langweilig' wäre.
All das ist zweifellos richtig. Es spricht aber nicht gegen den Einsatz weiterer Zaubertränke auch in handlungstragender Weise. Käme - als gedachtes Beispiel - ein Unverwundbarkeitstrank hinzu, würde auch er ähnlich knapp sein können.
Nehmen wir z.B. den Heiltrank für den Quaestor Incorruptus: Das extreme Verfügbarkeitsproblem wird hier zum Aufhänger für eine ganz neue Geschichte. Dies könnte mit jedem weiteren Trank gleich welcher Wirkung auch verbunden werden. Es könnte z.B. einen Zaubertrank geben, der die Gallier in die Zukunft blicken oder gar reisen lässt, der aber nur zum Sommer- oder Wintersonnwendfest gebraut werden kann, wenn alle Zutaten beisammen sind, und dann schnell aufgebraucht werden muss.
Deshalb bleibe ich dabei, dass der Einsatz von "Zauberelementen" weder einen Bruch mit der noch ein Problem für die Asterix-Welt darstellt, sondern lediglich sichergestellt sein sollte, dass diese Elemente sich in eine insgesamt interessante und stimmige Handlung, die durch das Agieren der jeweilgien Protagonisten bestimmt wird, einfügen und sie nicht ersetzen. Bei Goscinny war das immer der Fall, in Uderzo's Alben hat sich insoweit leider vielfach eine größere Ideenarmut gezeigt, was einer der Gründe ist, weshalb diese insgesamt schwächer ausfallen.
Gruß
Erik
PS: Nachtrag: In der Ankündigungsseite zu dem neuen Band empfängt Miraculix ja eine "Traumbotschaft"von einem Freund, was man wohl als telepathische Kontaktaufnahme interpretieren könnte (für eine bloße böse Ahnung scheint es zu konkret für Miraculix zu sein). Angenommen, dass dies bereits einen Teil des neuen Bandes darstellt, gehe ich recht in der Annahme, dass allein dieser Aufhänger - unabhängig von der Rolle eines eventuellen Greifen - für Dich bereits einen "Fehlstart" darstellen würde, weil es ein übersinnliches Element ist?