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Coram iudice et in alto mare sumus in manu Dei." Römische Juristenweisheit; zu deutsch: "Vor Gericht und auf hoher See sind wir in Gottes Hand."

Römisches Recht | Gesetze bei Asterix | Der Dorfrat | Staatsgewalten der Asterix-Serie | Weitere Informationen | Lektüre

Problematisch ist die Feststellung der verschiedenen Staatsgewalten in den Asterix-Abenteuern und die Vergleichbarkeit mit den heutigen Begebenheiten. In der Historie der Rechtssprechung ist die Verteilung der Staatsgewalt auf mehrere Träger noch nicht so alt. Ursprünglich bezog sich diese Gewaltentrennung auf Krone, Adel und Bürgertum mit dem Zweck, Macht durch Macht zu zügeln. Bei Asterix trifft die geballte Macht der römischen Besatzer auf die eingeschworene Gemeinschaft der Gallier, die zwischen Anpassung an die Begebenheiten (siehe Augenblix in "Der Kampf der Häuptlinge") über verdeckten Widerstand (Einwohner von Rotomagus in "Tour de France" oder Schönfix, dem Chef der Untergrundbewegung von Lugdunum im gleichen Abenteuer) bis hin zum offenen Kampf (Asterix & Co.) alle Varianten der Anpassung beziehungsweise des Widerstands an den Tag legen.

Die moderne Theorie der Gewaltenteilung setzt auf die drei Staatsorgane Legislative (gesetzgebende Gewalt: Parlament), Exekutive (ausführende Gewalt: zum Beispiel Polizei) und die Judikative (Gerichte). In der Geschichte jedoch, und das wird bei Asterix sehr deutlich, vereint die herrschende Kraft (z.B. Kleopatra, Julius Cäsar oder Cholerik, der Chef der Goten) mehrere oder alle Ebenen in einer Person. Hier stehen die individuellen Entscheidungen im Vordergrund, es gibt keine Regelung für die Allgemeinheit, sondern eine Fall-zu-Fall-Entscheidung.

Römisches Recht
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In der Stadt Rom und später im römischen Imperium galt das römische Recht. Die Römer waren die ersten, die aus dem Recht eine Wissenschaft machten. Diese römische Rechtswissenschaft erlebte ihre Blütezeit in den beiden ersten Jahrhunderten nach Christus. Diese Epoche nennt man darum die (juristische) Klassik, das Recht in der Form, wie es in dieser Zeit gelehrt und angewandt wurde, klassisches römisches Recht.

Während der römischen Republik von 500 vor Christus bis zur Herrschaft Cäsars gab es das Volksgericht. Seit dem Jahr 149 v. Chr. schuf man für die Aburteilung von politischen und kriminellen Delikten allmählich eine Reihe von ständigen Gerichtshöfen (quaestiones perpetuae), die das Volksgericht im Laufe der Zeit ersetzten und schließlich die für die Verfolgung von Verbrechen allgemein zuständige Strafbehörde wurden.

Zum Ende der Republik wurden diese Volksgerichte von den Prätoren jedoch zu ihrem eigenen Zweck mißbraucht, deshalb wurde in der ersten Häfte des ersten Jahrhunderts das Senatsgericht eingerichtet und zunehmend mit rechtsprecherischen Befugnissen ausgestattet. Für alle wirklich wichtigen Streitfragen war der Kaiser im sogenannten Kaisergericht höchstpersönlich zuständig.

Vom antiken römischen Recht sind uns verschiedene schriftliche Zeugnisse erhalten: Einzelne Gesetze, Vertragsurkunden und rechtswissenschaftliche Schriften. Am wichtigsten ist unter allen diesen Zeugnissen das Corpus Iuris Civilis Externer Link. Neben dem römischen Recht hatten natürlich auch die Kelten, zu denen unsere Gallier gehören, eigene Prinzipien, auf denen das keltische Recht basierte. Zum Beispiel war, wie Tanja Wegner in ihrer Veröffentlichung Externer Link vom April 1998 berichtet, die Zahlung von Bußgeldern bei Verletzung der Ehre oder des Körpers einer anderen Person die Rede.

Nach dem Ende der Römerherrschaft in Europa geriet das römische Recht weithin - allerdings nicht vollständig - in Vergessenheit. Im Mittelalter (etwa vom Ende des 11. Jahrhunderts an) begann man, sich wieder mit dem Recht der Römer zu beschäftigen. Zunächst wurde das römische Recht wissenschaftlich bearbeitet und an den Universitäten (zuerst in Bologna) gelehrt, dann - vor allem im Bereich des Zivilrechts - auch wieder praktisch angewandt. Dieser Prozeß der Wiederaufnahme des römischen Rechts fand zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenem Umfang in fast ganz Europa statt. So galt etwa ab dem 16. Jahrhundert in großen Teilen Europas römisches Recht. Allerdings war die Rechtsprechung nicht identisch mit dem römischen Recht der Antike: Es war in zahlreichen Punkten im Laufe des Rezeptionsprozesses (Rezeption = Wiederaufnahme) verändert und mit Rechtsgedanken anderer Herkunft vermischt worden. Weil das Recht, das auf der Rezeption und Umgestaltung des antiken römischen Rechts beruhte, den verschiedenen Staaten und Regionen Europas gemeinsam war, nennt man es Ius Commune oder Gemeines Recht.

Das römische Recht ist zunächst das Recht, das während der Antike in der Stadt Rom und später im römischen Imperium galt. In der Form des Gemeinen Rechtes hat das römische Recht in Europa gegolten, bis es durch die Zivilrechtskodifikationen des 18. und 19. Jahrhunderts abgelöst wurde. In manchen Gebieten Deutschlands galt es bis zum Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches am 1.1.1900.

Gesetze bei Asterix
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In den Asterix-Abenteuern wird nicht oft das Wort "Gesetz" verwendet. In dieser Epoche der historischen Rechtsgeschichte herrschte das Stammesrecht, d.h. in jedem Stamm gab es rechtsprechende und schlichtende Gelehrte, oftmals waren das die Druiden. So kennt sich auch Miraculix mit Gesetzen aus, denn in "Das Geschenk Cäsars" erklärt er Majestix, als dieser sich fragt, was aus seiner eigenen Stellung werden solle und ob ein ein anderer einfach so Anführer werden könne, dass nach dem gallischen Gesetz jeder die Herrschaft erlangen kann.

Im Band "Der Kampf der Häuptlinge" ist auch mehr von einem Brauch als von einem Gesetz die Rede, als sich Spreizfus und Lacmus über die Möglichkeit unterhalten, mit dem Herausforderer Augenblix einen Kampf um den Posten des Häuptlings des widerspenstigen Gallierdorfes auszufechten. In diesem Zusammenhang erwähnt auch Asterix bei der Erörterung der Möglichkeiten, dass das Gesetz es verbiete, die Stellung des Häuptlings vor dem Kampf zu Obelix' Gunsten abzudanken, damit dieser mit seinen Kräften den Kampf gewinne.

Im Abenteuer "Asterix und der Kupferkessel" erwähnt Majestix die Existenz der strengen Gesetze, wobei nicht hervorgeht, ob es sich dabei um spezielle Richtlinien des Dorfes oder der gesamten Volksgruppe der Kelten handelt.

Nicht zu vergessen natürlich die dubiosen Anti-Topf-Gesetze der Hellenen, die im Album "Asterix bei den Olympischen Spielen" jedoch weniger von den Griechen erfunden wurden, sondern zwischen Asterix und Miraculix gegenüber den römischen Teilnehmern sehr offen diskutiert werden und nicht nur Obelix auf eine völlig falsche Fährte locken.

Der Dorfrat
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In mehreren Asterix-Abenteuern kommt der Dorfrat zusammen um außergewöhnliche Geschehnisse zu erörtern und die erforderlichen Lösungen zu finden, damit ist er eine zentrale Instanz zur Beschlussfassung. Der Dorfrat wird zuerst im Abenteuer "Asterix und der Kupferkessel" namentlich erwähnt, doch schon in den Alben "Asterix der Gallier" (Caligulaminix wird Majestix, Troubadix und Miraculix vorgestellt) und "Asterix als Gladiator" (Asterix bespricht sein Vorhaben zur Rettung von Troubadix mit Majestix und Miraculix) ist anzunehmen, dass es sich hier zumindest um einen Teil des Dorfrates handelt.

Auch in "Asterix bei den Belgiern" erörtert Majestix mit Miraculix, Asterix und Obelix die Reaktion auf die Aussage Cäsars, dass die Belgier von allen gallischen Stämmen die tapfersten wären und beruft im Anschluss eine Versammlung des gesamten Dorfrates mitsamt den Stellvertretern ein, womit sich die ausserordentliche Teilnehmerzahl am besten erklären lässt (Bild unten).

Der Dorfrat

Der Dorfrat wird auch im Album "Der Sohn des Asterix" erwähnt. Dort ruft Asterix den Dorfrat ein, um ihn über die neue Situation zu informieren, während er später auf Seite 18 einen Bericht zur Lage abgibt. Im folgenden Abenteuer "Asterix im Morgenland" versammelt sich der Dorfrat in Majestix' Hütte, um zu beraten, wie man Erindjah bei seiner Anfrage helfen könne.

Im Album "Asterix und Maestria" kommt der Dorfrat mehrmals vor. Zuerst versammelt er sich im kleinen Kreis, als Troubadix ankündigt das Dorf zu verlassen, etwas später auf Seite 17 tritt "der Rat der Weisen" wieder zusammen, um die durch Maestria verursachte Konfusion zu diskutieren. In der Folge der Ereignisse kommt der Dorfrat öfter zusammen, in wechselnder Besetzung. Auf Seite 24 beschließt die unrechtmäßig ins Häuptlingsamt gehobene Gutemine sogar, dass Asterix eine zeitlang das Dorf zu verlassen habe, nachdem er Maestria geschlagen hat.

Aus den voran beschriebenen Beispielen geht folglich hervor, wer zu diesem Dorfrat gehört: Natürlich Majestix, der Häuptling, zudem der weise Druide Miraculix, der Barde Troubadix und natürlich Asterix als der wichtigste Krieger und Obelix, der mit seiner nicht versiegenden Kraft einen großen Anteil an den bisherigen Erfolgen hat.

Im Buch "Politix - Asterix und die Politik" (Saxa-Verlag, 2007) entwickelt der Autor Keijo Karjalainen aus den Begebenheiten der Hefte eine Verfassung des Dorfes, die anhand der im Buch genannten Beispiele logisch erscheint.

Es folgt die (nach der deutschsprachigen Erscheinungsreihenfolge) chronologische Übersicht der Staatsgewalten in den Asterix-Abenteuern. Ich erinnere zuvor noch einmal an das oben Beschriebene, nämlich dass es zur damaligen Zeit keine klare Gewaltenteilung gab.

Staatsgewalten der Asterix-Serie
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II - Asterix und Kleopatra
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Kleopatra übt als Machthaberin des ägyptischen Staates gleichermaßen in Personalunion die gesetztgebende (wer ihr nach dem Leben trachtet, wird mit dem Tode bestraft), die rechtssprechende (spricht die Todesstrafe gegen Asterix, Obelix und Miraculix aus) und die ausführende Gewalt (lässt die Gallier vom Kerkermeister einsperren) aus.

III - Asterix als Gladiator
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Eine ähnliche Rolle wie Kleopatra spielt Julius Cäsar in diesem Abenteuer, obwohl er Troubadix nicht als Strafe in den Kerker werfen lässt, um ihn bei den nächsten Spielen den Löwen zum Fraß vorwerfen zu lassen. Dies geschieht einzig und allein zum Wohle des Folges im Sinne von "panem et circenses".

V - Die goldene Sichel
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Erstmal treten hier die Legionäre als exekutive Gewalt auf, als sie mehrmals während einer Patrouille Asterix und Obelix festnehmen, die wegen gewalttätiger Ausschreitungen auffallen. Der regionale Anführer der Legionäre, ein einfacher Zenturio, kann offensichtlich in seiner führenden Stellung die Gallier verhaften und in das Gefängnis werfen lassen. Jedoch scheint in der Hierachie der Präfekt deutlich über dem Zenturio zu stehen, da dieser die Entscheidungen des rangniederen überstimmen und die Gallier wiede freilassen kann.

Sehr bemerkenswert erscheint in diesem Zusammenhang am Ende des Abenteuers der Umstand, dass bei Amtsmissbrauch in den Asterix-Abenteuern trotzdem auch der höher Gestellte verhaftet werden kann, wenn es einen nachvollziehbaren Grund dafür gibt. In diesem Falle die Mitgliedschaft in der kriminellen Vereinigung der Sichelschieberbande. Der Präfekt Überdrus und sein Helfer Bossix werden in Ketten gelegt und abgeführt.

VI - Tour de France
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Wieder gehen die Legionäre der Arbeit der exekutiven Gewalt nach und wollen Asterix und Obelix verhaften, als sie sie als die vogelfreien Gallier identifizieren. Dies geschieht auf Anordung des Präfekten Unnutzus, der offensichtlich das Sagen in Lugdunum hat.

In einem Römerlager werden Asterix und Obelix von einem Zenturio auf deren eigenen Wunsch verhaftet. Offenbar kann jeder Offizier nach Gutdünken Verdächtige verhaften oder sie frei lassen, siehe General Motus bei Sinus und Cosinus.

VII - Asterix und die Goten
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Im Sinne eines Diktators entscheidet Cholerik, der Chef der Goten, über Leben und Tod der Geisel und Mitstreiter. Als Verräter entlarvt, lässt er den Übersetzer Holperik zusammen mit den Galliern in den Kerker werfen, um sie später hinrichten zu lassen.

VIII - Asterix bei den Briten
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Auch hier ist der Statthalter der Stadt Londinium, Caius Spiritus, als Vertreter Roms und auf Anweisung Cäsars der alleinige Entscheider und die Institution für die Rechtsprechung.

IX - Asterix und die Normannen
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Interessant ist, dass in diesem Abenteuer zum ersten Mal tatsächlich eine reele exekutive Gewalt erwähnt und auch im Bild zu sehen ist. Dort wird nämlich auf Seite 9 die Abwesenheit der Angst unter anderem auch damit bezeugt, dass die normannischen Straßen sehr unsicher seien, da man erfahrungsgemäß erst aus Angst vor den Behörden vorsichtig zu fahren beginne.

Wie zum Beweis sieht man in einer Szene einen zerstörten Wagen und einen verärgerten Normannen, der offensichtlich einen Polizisten darstellt.

XI - Asterix und der Arvernerschild
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Eine Befehlskette zur Auffindung des Arvernerschildes geht hier unmittelbar vom Julius Cäsar selbst aus. Er delegiert diese Aufgabe mit allen Rechten und Pflichten an den Tribun Tullius Firlefanzus, seinen Stadthalter im Arvernerland. Die eigentliche Fahndung übernehmen dann als ausführende Gewalt die Standortkommendanten mit ihren Einheiten.

XII - Asterix bei den Olympischen Spielen
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Im echten Leben betreiben sportliche Dachverbände wie zum Beispiel der DFB Sportgerichte, welche für die Abarbeitung von Anzeigen, Straffällen und sportlichen Streitfällen zuständig sind. Sportgerichte sprechen vereins- oder personenbezogene Strafen aus, die unter anderem Ermahnungen und Spielersperren beinhalten können - dabei bleibt als einzige Rechtsgrundlage die Satzung und Ordnung, sowie das geltende Recht der jeweiligen Dachorganisation.

Bei Asterix kommt der Olympische Senat zusammen, der zuerst in der Person von Kontrabas die Römer und anschließend auch die Gallier daran erinnert, dass jegliche Kraft fördernde Mittel verboten seien und mit Disqualifikation bestraft würden und schließlich auf der letzten Seite des Abenteuers die Disqualifikation der durch Zaubertrank gestärkten römischen Athleten verkündet und Asterix damit zum alleinigen Sieger kürt.

XIII - Asterix und der Kupferkessel
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Ein wichtiges Gremium, das in diesem Abenteuer zum ersten Mal zusammenkommt ist der Dorfrat. Hier beschließt er Asterix' Verbannung, nachdem dieser beim Aufpassen auf den Kessel voller Sesterzen von Moralelastix versagt hat. Ausdrücklich erwähnt Majestix dabei auf Seite 11, dass die Gesetze streng wären, wobei er nicht näher darauf eingeht, ob es sich hier um Gesetze des Dorfes oder der Volksgruppe der Kelten handelt.

XIV - Asterix in Spanien
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Ganz der Willkür eines Standortkommendanten sind Asterix und Bockschus in Hispalis ausgeliefert. Beide sollen in der Arena im Kampf mit einem Auerochs bestehen. So lässt er den Verräter und den Geächteten zum Abschluss der Festtage in die Stierkampfarena bringen. Einzig die Gnade der Halbschwester von Cäsars angeheirateter Cousine rettet ihnen das Leben.

XVI - Asterix bei den Schweizern
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Die herrschenden Strukturen und die in den eroberten Gebieten fehlenden Instanzen machen es dem Statthalter von Condate sehr leicht, nicht nur willkürliche Entscheidungen zu treffen, sondern auch verdeckte Operationen durchzuführen. So ordnet Aggripus Virus die Sabotage der Reise von Asterix und Obelix in Helvetien an. Unter anderem lässt er die Grenzkontrollen verschärfen, die den Gallier die Einreise nach Helvetien erschweren, in dem von einem Legionär ein Verstoß gegen die Kleider- und Waffenanmeldeverordnung festgestellt wird.

Asterix und Obelix kümmern sich natürlich wenig um diese Regeln und begeben sich wieder unbehelligt auf die Suche nach dem Edelweiß.

XVIII - Die Lorbeeren des Cäsar
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Eine im Bezug auf diesen Themenbereich ganz besondere Szene bietet das Abenteuer, in dem es Asterix und Obelix auf Cäsars Kopf abgesehen haben - oder vielmehr auf das, was sich darauf befindet. Nach einer Intrige befinden sie sich im Kerker von Cäsars Palast und bekommen dort Besuch von ihrem Verteidiger Titus Redeflus.

Der junge Verteidiger verspricht sich von diesem Fall persönliche Reputation, da nach seinen Angaben ein Verfahren mit zwei gallischen Zauberern das Publikum nur so in die Verhandlung strömen wird. Bevor er sein Plädoyer vortragen kann, werden die beiden Gallier zur Verhandlung in den Gerichtssaal geführt.

Lorbeeren des Cäsar

Das römische Gericht besteht aus dem Delator (Staatsanwalt), dem verhandlungsführenden Richter und dem Verteidiger der Angeklagten - die Gerichtsbarkeit der Besatzer besteht offenbar neben der Gerichtsbarkeit der Gallier. Als der Ankläger mit dem gleichen Plädoyer beginnt das der Verteidiger vorgesehen hatte, hält Asterix, bevor der Richter auf Antrag der Verteidigung eine Verhandlungspause anordnet, eine emotionale Rede, die allen Anwesenden die Tränen in die Augen treibt und den Richter schließlich dazu veranlasst, die Gallier zu verurteilen, im Circus Maximus den wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen zu werden.

Es ist anzunehmen, dass es in diesem Schauprozess ohnehin keine reele Chance auf Freilassung der Angeklagten bestanden hätte.

XIX - Der Seher
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Von höchster Stelle (also Julius Cäsar) wurde angeordnet, dass alle gallischen Seher festgenommen werden sollen. Die Absicht einer Anordnung eines Amtsträgers oder einer Behörde in der heutigen Zeit ist die Aufforderung, eine Handlung auszuführen oder zu unterlassen, insofern passt es schon zu Cäsar, dass er als höchste Institution diese Sicherheitsverwahrung in die Wege leitet und sie von seinen ausführenden Organen - den Legionären in den Garnisonen - umsetzen lässt.

Dass das persönliche Machtbestreben des Zenturio Gaius Ausgus diese Anweisungen unterläuft, scheint in diesem weit verzeigten und schwer kontrollierbaren System nur logisch zu sein. Nachdem er mit Lügfix' Hilfe das Dorf tatsächlich einnehmen konnte und Claudius Handcus als Kontrollinstanz und Sonderbotschafter Cäsars die Angaben, dass ganz Gallien besetzt sei, kontrolliert und dies nicht bestätigen kann, hat dieser offensichtlich die Befugnisse als verlängerter Arm der gesetzgebenden Instanz den Zenturio zum Legionär zu degradieren.

XX - Asterix auf Korsika
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Als Exekutive meldet eine römische Patrouille die Ankunft verschiedener Individuen auf Korsika. Anschließend ordnet der Prätor Crassus Vampus die Suche nach den eingedrungenen Vogelfreien an, der sich übereifrig der Legionär Studicus als Anführer anschließt. Die Vorgehensweise des Prätors weist auf die Rolle als wichtige Person für einen definierten Machtbereich hin. Sie waren auch für die Interpretation der Gesetze und die Rechtspflege im Allgemeinen verantwortlich.

Der Missbrauch der Vertrauensstellung als Stellvertreter auf Korsika wird deutlich, als Crassus Vampus vor dem Angriff der Korsen auf Aleria versucht seine Beute auf einem Schiff in Sicherheit bringen zu können. Ein klarer Fall von Korruption.

XXI - Das Geschenk Cäsars
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Dass Cäsar nicht nur Gesetze bestimmen und diese durchsetzen lassen, sondern auch öffentliche und anerkannte Besitzurkunden ausstellen kann, wird in diesem Abenteuer bewiesen, als er bei der honesta missio die Legionäre, die zwanzig Jahre bei der Armee waren, mit ein paar Parzellen Land auszeichnet. Nachdem Keinentschlus die Urkunde an einen Wirt verkauft und die Rechtmäßigkeit der von Orthopädix im gallischen Dorf gegenüber Majestix präsentierten Urkunde von den Galliern jedoch zu recht angezweifelt wird, fordert Keinentschlus seinen Besitz zurück, weil es nicht gestattet sei, von Cäsar verliehene Ländereien an Gallier zu verkaufen.

Keinentschlus wendet sich schließlich Hilfe suchend an den Kommandanten des Lagers Laudanum, Zenturio Zusammenschlus. Wieder greifen die Legionäre als Exekutivorgan ein und beschießen das Dorf mit neuentwickelten Kriegsmaschinen.

Im weiteren Verlauf der Geschichte wird die Machtfrage im Dorf gestellt und Miraculix weist Majestix nach dessen Wutausbruch darauf hin, dass in ihren Gesetzen ausdrücklich stehe, dass jeder das Recht habe, zum Chef gewählt zu werden. Weiter erklärt er, dass wenn der Herausforderer mehr Stimme gewinnen würde, er den vorherigen Chef ablöse.

XXII - Die große Überfahrt
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Weder während des Aufenthaltes von Asterix und Obelix im Land der Indianer noch bei den Wikingern üben irgendwelche Personen eine ausführende, gesetzgebende oder rechtsprechende Gewalt aus.

XXIII - Obelix GmbH & Co. KG
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In diesem Band lernt man zwar viel über die Marktwirtschaft und die Werbebranche, aber Gerichte werden hier nicht angerufen.

XXIV - Asterix bei den Belgiern
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In diesem Abenteuer kommt auf Seite 10 der erweiterte Dorfrat zusammen, in dem Majestix mit Miraculix, Asterix und Obelix die Reaktion auf die Aussage Cäsars, dass die Belgier von allen gallischen Stämmen die tapfersten wären, erörtern will. Die Kommentare der beteiligten Dorfbewohner schweifen jedoch mehrmals vom Thema ab, so dass Majestix alleine entscheidet, zu den Belgiern zu reisen um Cäsar vom Gegenteil zu überzeugen.

Als höchste Instanz des Staates kommt Julius Cäsar in den Genuss Schiedsrichter sein zu dürfen, ob die Gallier oder die Belgier mehr Schäden in seinen belgischen Einheiten angerichtet hätten und in alter Staatsmann-Manier lässt er seine Kohorten aufmarschieren.

XXV - Der große Graben
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Weder eine judikative Instanz oder ein Dorfrat müssen in diesem Abenteuer eine Entscheidung treffen.

XXVI - Die Odyssee
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Nach der misslungenen Mission von Nullnullsix und dem Chef des Geheimdienstes Musencus verurteilt Julius Cäsar als Alleinherrscher die beiden Römer zum Auftritt in einem neuen Spiel im Zirkus. Dort werden sie nämlich mit Honig eingepinselt und müssen zum Vergnügen für die Zuschauer dem Ansturm der Insekten auf die süße Versuchung widerstehen.

XXVII - Der Sohn des Asterix
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Als eigene Entscheidungsinstanz sieht sich Brutus, der Ziehsohn von Cäsar, als er sich auf der Suche nach dem vermeintlichen Widersacher für sein Erbe nach Gallien begibt. Zwar ist er sehr entscheidungsfreudig doch im Verlauf der Geschichte fällt er keine Urteile über die Zukunft des Dorfes, sondern übernimmt eher den legislativen Teil.

Dass sein endgültiger Einfluss begrenzt ist, lassen ihn Kleopatra und Julius Cäsar erleben, als sie seine Taten als unrechtmäßig verurteilen und sozusagen als Schadenersatz den Wiederaufbau des Dorfes durch Cäsars Pioniertruppen befehligen.

XXVIII - Asterix im Morgenland
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Zwar müsste als Herrscher über das Morgenland der Radscha Nihamavasah über das Schicksal seiner Tochter Orandschade das letzte Wort haben, doch sind die Einwohner offenbar so göttergläubig, dass der Guru Daisayah verfügen kann, dass die Prinzession nach 1001 Stunden hingerichtet werden kann, wenn bis dahin kein Regen gefallen ist.

Ein Todesurteil kann hier demnach von einem weisen, mit einer entsprechenden Macht und Funktion ausgestatteten, Zivilperson ausgesprochen und nicht einmal vom Herrscher überstimmt werden.

XXIX - Asterix und Maestria
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Nachdem Gutemine als Frau des Chefs ihre Rechte als Teilnehmerin des Dorfrates in Anspruch nimmt und sich nach dem Weggang ihres Gatten in einem Quasi-Putsch durch die Frauen des Dorfes zum neuen Chef ernannt wird, wird durch den neubesetzten Dorfrat die Verbannung von Asterix ausgesprochen. Als ausführende Instanz hat der Dorfrat unter Vorsitz des Dorfchefs durchaus diese Kompetenz.

XXX - Obelix auf Kreuzfahrt
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Ebenso wie in "Die Odyssee" setzt Cäsar als oberster Herrscher eine zu Beginn des Abenteuers ausgesprochene Drohung in die Tat um, als Aquis Submersus ebenso wie Prosprectus und die anderen Offiziere der Galeerenbesatzung nach misslungener Mission zum Arbeiten im Circus Maximus verurteilt werden.

XXXI - Asterix und Latraviata
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Zum Ende des Abenteuers entscheidet Julius Cäsar, dass Bonusmalus und Pompejus bis in die Wüsten Afrikas eskortiert und damit in die Verbannung geschickt werden sollen. Dass diese Reise von Pompejus nach Afrika auch für Cäsar weit reichende Folgen haben wird, zeigt die Historie ...

XXXII - Asterix plaudert aus der Schule
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In der Ansammlung von Kurzgeschichten gibt es keine außer wenigen Legionären, die die exekutive Gewalt widerspiegeln, keine weiteren öffentlichen Organe.

XXXIII - Gallien in Gefahr
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Im Kampf gegen außerirdische Mächte werden wider Erwarten keine irdischen Gerichte oder Gremien angerufen, die das alles hätten verhindern können.

XXXIV - Asterix und Obelix feiern Geburtstag
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Die Aneinanderreihung von Geschichten beinhaltet keine Gewalten, die tätig werden.

XXXV - Asterix bei den Pikten
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Auch hier bleiben die römischen Vorhaben hinter dem Schleier der Öffentlichkeit. Die Truppe, die sich in Kaledonien aufhält, erfüllt keine offiziellen Pflichten, sondern versucht sich nur auf die Seite des vermeintlichen Anführers aller Pikten zu schlagen. Auf die Anwesenheit hat das nur einen kleinen zeitverzögernden Einfluss.

XXXVI - Der Papyrus des Cäsar
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Der Berater Rufus Syndicus ist in eigenem Auftrag in Gallien unterwegs und deshalb wird bei der Suche nach dem Papyrus keine Exekutive benötigt.

Weitere Informationen
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Im Buch "Politix - Asterix und die Politik" (Saxa-Verlag, 2007) entwickelt der Autor Keijo Karjalainen aus den Begebenheiten der Hefte eine Verfassung des Dorfes
Eine nicht nur für Juristen gedachte Darstellung der Entwicklung des römischen Rechts in der Antike: Mario Bretone: Geschichte des römischen Rechts, München 1992.
Ein Kurzlehrbuch, das die wesentlichen Inhalte des antiken römischen Rechtes vor allem für Jurastudenten darstellt: Max Kaser: Römisches Privatrecht, Ein Studienbuch, 16. Auflage, München 1992
Wolfgang Kunkel/Martin Schermaier : "Römische Rechtsgeschichte", 13. Auflage, Köln - Wien 2001.
Max Kaser/Rolf Knütel : Römisches Privatrecht. 18. Auflage. München 2005.

Lektüre
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Karl Christ, Geschichte der römischen Kaiserzeit Externer Link, C.H.Beck-Verlag, ISBN 3-406-36316-4